Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

268 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
meines allergnädigsten Herrn, nicht erfolgt war und ich immer noch die 
Hoffnung nicht aufgegeben hatte, daß die Reise nach der Mainau noch 
stattfinden werde. Nun ist indessen der negative Entschluß gefaßt, und ich 
erlaube mir, Eure Königliche Hoheit zu bitten, mich auf den Ausdruck 
meines Bedauerns beschränken zu dürfen und mich von der weiteren Aus- 
führung der Gründe des Entschlusses zu dispensieren. 
Die Bemühungen des Fürsten hatten schließlich den Erfolg, daß 
König Ludwig sich entschloß, den König von Preußen auf dessen Rückreise, 
die ihn von Sigmaringen nach Nürnberg führte, auf bayrischem Gebiete 
zu begrüßen. Die Begegnung fand am 6. Oktober 1867 Nachmittags 
von 4 bis 6 Uhr auf dem Bahnhofe zu Augsburg statt. 
Am 28. September traten die Kammern zusammen. Ihre erste Auf- 
gabe war die Beratung des neuen Zollvereinvertrags. 
Rede des Fürsten in der Kammer der Abgeordneten am 
8. Oktober 1867. 
Meine Herren! Die Vorlagen, welche Sie soeben entgegengenommen 
haben, gehören wohl zu den wichtigsten, welche im Laufe dieser Landtags- 
periode Ihrer Beratung unterstellt worden. 
Die große politische Bedeutung derselben mag es gerechtfertigt er- 
scheinen lassen, wenn ich davon Anlaß nehme, einige Worte über die 
äußere Politik der Staatsregierung und insbesondere über unfre Stellung 
zur deutschen Frage zu sprechen. 
Sie sind mir, als ich das letztemal Gelegenheit hatte, diese Frage 
zum Gegenstand meines Vortrages in diesem hohen Hause zu machen, 
mit einem so hohen Grad ehrenden Vertrauens entgegengekommen, daß ich 
fürchten müßte, dieses Vertrauens verlustig zu gehen, wollte ich Ihnen 
nicht jetzt, nach Ablauf fast eines Jahres, rückhaltlos über die Tätigkeit 
der Staatsregierung in einer Angelegenheit Rechenschaft ablegen, die ebenso 
tief das Nationalgefühl des deutschen Volkes berührt, wie sie in dessen 
wichtigste materielle Interessen eingreift. 
Ich werde versuchen, Ihnen und damit dem Lande gegenüber den 
Beweis zu liefern, daß die Staatsregierung die Ziele, welche ich damals 
als diejenigen der bayrischen Politik bezeichnet habe, nicht aus dem Auge 
verloren, daß sie sich unablässig bemüht hat, sie zu erreichen; wie sie denn 
auch die Hoffnung des Gelingens und damit die Hoffnung in die Zukunft 
Deutschlands und Bayerns nicht aufgegeben hat. 
Ich weiß, daß man von einer Seite diese Bemühungen für ungenügend 
erklärt, daß man das Ziel als gegeben, als leicht zu erreichen betrachtet,
	        
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