Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Jugend (1819 bis 1847) 21 
11. September 1842. 
Studium der Marheinekenschen Schrift über die Bruno Bauersche 
Angelegenheit, ) in der er, wie die Deutschen Jahrbücher nachweisen, nicht 
ganz konsequent geblieben ist. Indessen kann man, wenn man, wie die 
Jahrbücher tun, verschiedene auseinandergerissene Stellen zusammenpaßt, 
recht leicht Inkonsequenzen nachweisen. 
Im Laufe des Sommers wurde der Prinz zu einer Soiree nach 
Schloß Brühl eingeladen und von dem König und der Königin sehr 
freundlich empfangen. Unter den Gästen erwähnt das Tagebuch den 
Prinzen von Cambridge, den Prinzen von Oranien, Erzherzog Johann 
von Oesterreich, den Großherzog von Mecklenburg und den Erbprinzen 
von Baden, „letzterer höchst liebenswürdig"“. Bei dem Konzert spielten 
die Schwestern Milanollo. 
Im September machte der Prinz mit seinem Bruder Gustav eine 
Reise über Straßburg, Basel, Solothurn, Bern nach Lausanne. Von da 
berichtet das Tagebuch am 27. September: 
Bei all diesen Freuden kann ich doch nicht sagen, daß ich noch so 
wie früher von all diesem hingerissen würde, daß ich alles aufgeben könnte, 
um ganz für alle Zukunft hier zu bleiben. Vielleicht bin ich jetzt zu sehr 
durch und durch deutsch. Vielleicht ist jene innere Unruhe und der noch 
wachsende Ehrgeiz auch an dieser Veränderung schuld. Der Mensch muß 
in der Jugend das Leben versuchen, sehen, was es ihm bringe und was 
er sich und andern geistig nützen könne. Jenes sentimentale Anschauen 
der Natur schwächt den Geist, der immer mehr zu Klarheit und Bestimmtheit 
heranwachsen soll. Das kann er nur durch außerordentliche Tätigkeit und 
bestimmten Lebenszweck. Darum vorwärts! 
Nach der Rückkehr aus der Schweiz verlebte der Prinz die Herbst- 
tage im Kreise der Verwandten in Kupferzell. Von dort aus besuchte er 
Bettina von Arnim in Frankfurt. Ueber einen Abend bei ihr berichtet 
das Tagebuch: „Die Töchter der Bettina liebenswürdig und geistreich wie 
immer. Wenn sie nur nicht paradox sein wollten! Das ist ganz unnötig. 
Sie sind so liebenswürdig und so gebildet und vernünftig, daß sie die 
Unvernunft des Paradoxen recht gut entbehren könnten. Manche tadelnde 
Mitteilung über die Zustände in Berlin wurde mir gemacht. So zum 
Beispiel das unnatürliche Zusammenrufen der Dichter u. s. w. in Berlin. 
Nach einer nicht eben günstigen Beurteilung des Tieckschen Charakters ging 
sie zu Rückert über und tadelte an ihm insbesondere, daß er ein Mensch 
  
  
1) Der Minister Eichhorn hatte die theologischen Fakultäten zu einem Gut- 
uchten darüber aufgefordert, ob Bruno Bauer nach seinen radikalen Schriften noch 
für fähig und würdig zu halten sei, Theologie zu lehren.
	        
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