322 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
Herrn von Schlör unterstützen möchte. Als seine Wünsche bezeichnete er
die Abkürzung des Termins, innerhalb dessen von Heidenheim nach Ulm
nicht gebaut werden könne, die Frage des Anschlusses südlich von Ulm
und die beschleunigte Ausführung der Bahn von Ansbach nach Crailsheim.
Er wünscht, daß diese Punkte in einem Staatsvertrag zusammengefaßt
werden möchten. Ich erwiderte ihm, daß ich mit Schlör, der in Urlaub
sei, darüber noch nicht gesprochen habe, versprach aber mein möglichstes
zu tun, seinen Wünschen entgegenzukommen. Was die Militärkommission
betrifft, so ist er von deren Notwendigkeit überzeugt. An den Punkten,
die in München aufgesetzt wurden, hat er nur zu erinnern: 1. die Eisen-
bahnen, deren Erwähnung in dieser Allgemeinheit er nicht zugeben will,
da die Militärs vom Eisenbahnwesen nichts verstünden, er könne deren
Leitung nicht aus der Hand geben, sondern höchstens das Gutachten über
die Anlage derselben vom strategischen Standpunkt aus gewähren, sowie
2. die Frage wegen des Vorsitzes. Wenn die Kommission in München
zusammentrete, so sei der gleichzeitige bayrische Vorsitz zuviel. Wäre sie
irgendwo sonst, so habe er gegen den bayrischen Vorsitz nichts zu erinnern.
Er habe vom preußischen Gesandten erfahren, daß man es in Baden übel-
genommen habe, daß wir in Berlin die Besprechung gehalten und das
Protokoll vom 23. Mai unterzeichnet hätten, die Majorisierung geniere
Baden und erhebe man überhaupt dort Schwierigkeiten. Es werde mir
wohl nicht schwer fallen, das Mißverständnis beim Großherzog auf-
zuklären.
Er sei bereit, zu einer Beratung jemand abzuschicken, rate aber, die
Liquidationskommission noch hinauszuschieben, um vorher noch Zeit zu einer
Beratung der süddeutschen Staaten und zum Zustandebringen der Festungs-
kommission (wie er sie zu nennen rate) zu gewinnen.
Wenn die Liquidationskommission auf den 10. oder 20. September
vertagt werde, so könne man die Vorberatung im Lauf des August vor-
nehmen. Am 1. September sei ohnedies alles noch auf Reisen.
Er sprach dann noch über die Wahlen, die so schlecht ausgefallen seien,
weil die Ultramontanen, auf deren Unterstützung die Regierung gerechnet
habe, im letzten Augenblick umgeschlagen hätten, und zwar infolge direkter
Weisung aus Rom!
Dann kam er noch auf Degenfeld!1) zu sprechen, den er abberufen
will, sobald er es tun kann, nämlich sobald die ritterschaftlichen Wahlen
vorüber seien, in welcher Klasse Degenfeld Freunde habe, und dann werde
er entweder Linden oder Soden schicken. Wäre es ihm nicht möglich,
Linden zu ernennen, so möchte ich ihm aus der Verlegenheit helfen, indem
1) Württembergischer Gesandter in München.