Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

324 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
festungen am besten erreicht. Dies werde am leichtesten bei Gelegenheit 
der Liquidationsverhandlungen bewerkstelligt werden können. Ich erwiderte 
darauf, daß eine Herrschaft der ultramontan-demokratischen Elemente noch 
in weitem Felde stehe, trete diese ein, so werde damit gleichzeitig ein solcher 
Umschwung stattfinden, daß man dann keine Militärkommission brauche, 
sondern dann würden die Allianzverträge gekündigt. Auf die Kommission 
komme es also dann nicht mehr an. Was den Prager Frieden betreffe, 
so setze dieser ja gerade die Vereinigung der süddeutschen Staaten voraus. 
Unser Vorschlag sei also viel mehr in Uebereinstimmung mit dem Prager 
Frieden als der Gedanke des Großherzogs. Wolle der Großherzog bei 
Beratung über die Militärkommission Vorschläge machen, die auf eine 
Verbindung der süddeutschen Militärkommission mit der Militärgewalt des 
Nordens Bezug hätten, so stehe das ihm immer frei. Wir wollten auch 
keine Trennung, wir wollten für den Kriegsfall die gemeinsame Aktion, 
aber keine Teilnahme eines preußischen Kommissars an den Beratungen 
der Kommission. Das könnten und dürften wir nicht zugeben. Unfre 
Stellung sei eine andre als die Badens, und diese müßten wir zu erhalten 
suchen. Auch sähe ich dies gegenüber dem König als eine Ehrensache an. 
Er, der Großherzog, könne als Souverän eine nationale Politik befolgen 
und so weit gehen, als er wolle, ich als bayrischer Minister könne nicht 
dem König raten, auf seine Selbständigkeit zu verzichten. Ich bat deshalb, 
wenigstens die Beratung nicht zurückzuweisen. Damit erklärte sich der Groß- 
herzog einverstanden und meinte, die Kriegsminister könnten ja zusammen- 
treten, um die Frage der Militärkommission sowie die Grundlagen, von 
welchen bei der Liquidationsverhandlung auszugehen sei, zu besprechen. 
Mit der Verschiebung des Termins zur Eröffnung der Liquidations= 
verhandlungen war er einverstanden, um so mehr, als er Wert darauf legt, 
daß General Beyer, der noch nicht wieder hier ist, gehört werde. 
Ich bat um die Erlaubnis, mit Freydorf das Nähere besprechen zu 
dürfen, was er auch zugestand. 
14. Juli, Abends. 
Herr von Freydorf kam heute Abend von Karlsruhe zu mir. Ich 
wiederholte in betreff der Mißverständnisse das, was ich schon dem Groß- 
herzog gesagt hatte, und empfahl ihm die Angelegenheit der Militärkommission. 
Herr von Freydorf hatte (wie mir Riederer 1) später bestätigte) eigentlich die 
Absicht, sich auf nichts einzulassen. Ihm scheint es im Interesse seiner 
Stellung zur liberalen Partei des Landes bedenklich, sich einem Schritt an- 
zuschließen, der ihm von der nationalliberalen Partei als ein Abweichen 
von seinen preußischen Tendenzen ausgelegt werden könnte, er gesteht dies 
  
1) Freiherr von Riederer, bayrischer Gesandter in Karlsruhe.
	        
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