Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 32 
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sogar offen zu. Er drang also sofort darauf, daß wir den ursprünglichen Plan 
festhalten und die Frage der Festungskommission während der Liquidations- 
verhandlung beraten möchten, wo sich dann der heilsame Einfluß preußischen 
Rates geltend machen werde. Das Abkommen, welches im Oktober 1866 
vorgeschlagen worden war, schwebte ihm dabei als maßgebend vor. 
Dagegen erwiderte ich sofort, daß die Zeiten sich geändert hätten, was 
damals möglich gewesen, sei jetzt nicht mehr durchzuführen, und bayrischer- 
oder württembergischerseits werde auf eine Teilnahme Preußens an der 
Verwaltung der süddeutschen Festungen nicht eingegangen werden. Auch 
an einzelnen Bestimmungen der zwischen dem bayrischen Kriegsminister und 
Suckow festgesetzten Punkte hatte er manches auszusetzen, behauptete nicht 
zu verstehen, wie die Kommission gegen den Willen der Regierungen Geld 
durch Majorisierung bewilligen könne, wiederholte den Einwurf, der schon 
durch Riederer berichtet wurde, daß die Kommission einen Verzicht auf 
einzelne Souveränitätsrechte seitens der süddeutschen Staaten voraussetze, 
und gebärdete sich ganz unzugänglich und ängstlich wie immer, wenn es 
sich davon handelt, etwas zu tun, was in Berlin Anstoß erregen könnte. 
Ich beruhigte ihn, indem ich ihm die Stelle aus Perglas' Bericht vor- 
las, wonach der König von Preußen seine Zufriedenheit mit dem Gedanken 
der süddeutschen Militärkommission ausgesprochen habe, widerlegte die 
Einwürfe bezüglich der einzelnen Punkte des Vorschlags und legte ihm 
dar, daß wir an eine feindliche Stellung Preußen gegenüber nicht dächten, 
sondern die Verbindung zwischen der Militärkommission und dem preußischen 
Kriegsministerium, wenn auch auf diplomatischem Wege, aufrechtzuerhalten 
willens seien. Er solle nicht das Unmögliche anstreben, sondern das Gute, 
was in der Kommission liege, annehmen. Nun kam er auf die formellen 
Schwierigkeiten, sagte, daß der Großherzog abreise, daß der Kriegsminister 
noch nicht da sei, daß sie sich noch nicht schlüssig machen könnten u. s. w. 
Um nun doch zu einem Resultat zu kommen und die badische Regierung 
aus ihrer negativen Haltung herauszubringen und wenigstens ihre An- 
wesenheit bei der Vorberatung zu erwirken, schlug ich vor, er möge das 
wenigstens zugeben, daß eine Vorberatung über die bei der Liquidations- 
kommission einzunehmende Haltung unter den süddeutschen Staaten resp. 
deren Vertretern stattfinde und, um die Teilnahme daran für Baden zu 
ermöglichen, proponierte ich den Zusammentritt dieser Vorberatungskom= 
mission in München am 20. August. Sei es nötig, so könne man den 
Beginn der Liquidationskommission etwa bis zum 10. September vertagen. 
Das gab er endlich zu, um so mehr, als ich ihn versicherte, daß der Groß- 
herzog damit einverstanden sei. Wir kamen nun dahin überein, daß, ganz 
abgesehen von der bisherigen Korrespondenz, unter Hinweisung auf unfre 
mündliche Beratung seitens Bayerns der Vorschlag gemacht werden solle,
	        
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