326 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
eine Beratung der zur Liquidationskommission abzuordnenden Mitglieder
oder auch der Kriegsminister (oder wenigstens des badischen Kriegsministers,
worauf der Großherzog Wert zu legen scheint) in München am 20. August
zusammentreten soll, wo 1. über die Grundsätze, von welchen die süd-
deutschen Regierungen bei der Liquidationsverhandlung ausgehen wollen,
Verständigung herbeigeführt werden solle, und wo 2. auch von seite Bayerns
und Württembergs der Vorschlag einer ständigen Festungs= resp. Militär-
kommission in Beratung gezogen werden soll. Zwar behauptete Freydorf,
das werde zu keinem Resultat führen, da man ja noch nicht wisse, ob
die Liquidationsverhandlungen dazu führen werden, das Objekt für diese
Kommission frei zu machen; allein er hatte gegen die Beratung nichts ein-
zuwenden und will die Sache dem Großherzog und dem Ministerrat vor-
legen. Wir haben also nicht abzuwarten, was sie uns hier antworten,
sondern sofort die nötigen Einleitungen zu treffen. Bis dahin können dann
auch die Vorarbeiten für die Liquidationskommission schon so weit sein, daß
das nötige Material vorbereitet ist.
15. Juli.
Heute Morgen war ich bei dem preußischen Gesandten Grafen Flemming.
Ich nahm keinen Anstand, ihm mitzuteilen, was ich mit Freydorf abgemacht
habe. Er fragte nach dem Grund, warum wir den ursprünglichen Gedanken,
die Beratung über die Militärkommission bei Gelegenheit der Liquidations=
kommission vorzunehmen, wieder aufgegeben hätten. Ich sagte ihm, daß
eine Militärkommission, die aus der Liquidationskommission hervorgehe,
in welcher preußische Kommissare sitzen, jedenfalls in Süddeutschland mit
Mißtrauen betrachtet werden würde, daß ich das Zustandekommen einer
solchen Kommission im allgemeinen Interesse für notwendig hielte und daß
wir die Teilnahme eines preußischen Kommissars oder Bevollmächtigten an
den Beratungen nicht zugeben würden. Der Vorschlag der gemeinschaftlichen
Verwaltung der früheren deutschen Bundesfestungen, wie er im Oktober
1866 gemacht worden sei, wäre jetzt unmöglich. Auch widerlegte ich die
Befürchtungen, die von seiten Freydorfs im preußischen Interesse gegen die
süddeutsche Militärkommission gemacht worden waren, indem ich auf den
oft ausgesprochenen Willen der süddeutschen Regierungen hinwies, an den
Allianzverträgen festzuhalten.
Graf Flemming bat mich, ihm diese Punkte genau zu diktieren, um
darüber seinem König Bericht erstatten zu können, worauf ich um so lieber
einging, als ich dadurch Gelegenheit hatte, die Angelegenheit in einer Weise
dem König gegenüber dargelegt zu sehen, wie sie unsern Intentionen am
meisten entspricht.
Graf Flemming, auf dessen Rat der Großherzog viel Gewicht legt,
erklärte sich mit der Beschickung der Beratung am 20. August einverstanden,