Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (I867 bis 1870) 331 
Weise der König seiner ehemaligen Braut den „Polterabend“ verherr- 
lichen mußte. 
Der Comte de Paris sprach mit mir von Krieg und Frieden und 
behauptet, man sei im Volk in Frankreich gegen den Krieg. Doch sei es 
schwer, die öffentliche Stimme in Frankreich zu beurteilen, da die Presse 
zu wenig unabhängig sei. 
Er ist ein recht vernünstiger, wohlwollender Mann, der sich zu einem 
konstitutionellen König von Frankreich wohl eignen würde. 
München, 1. Oktober 1868. 
Bei dem heutigen Empfang der Diplomaten erschien auch der pägpst- 
liche Nunzius und brachte mir einen Artikel der „Neuesten Nachrichten“, 
in welchem die Verleihung der Goldenen Rose durch den Papst an die 
Königin von Spanien und die Ordensverleihung an Bucher in Passau 
einer Kritik unterzogen wird. Der Nunzius beklagte sich darüber. Ich 
erwiderte ihm, daß ich diese Ausschreitungen bedaure, und daß ich bereit 
sei, wenn er mir deshalb den Antrag auf strafgerichtliche Verfolgung des 
genannten Blattes zukommen lasse, die nötigen Schritte zu tun, wie ich 
dies fremden Gesandten gegenüber bisher getan habe. 
Was Bucher betreffe, so könne ich, fügte ich bei, übrigens mein Er- 
staunen nicht unterdrücken, wie die päpstliche Regierung einem Manne 
eine Auszeichnung zuteil werden lasse, der es sich zur Aufgabe setze, die 
bayrische Regierung in einer gemeinen und pöbelhaften Weise zu beschimpfen, 
einem Manne, dessen persönlicher Charakter der schlechteste sei, und den 
ich als einen „Chenapan“ bezeichnen müsse. Durch solche Ordens- 
verleihungen könnten die Beziehungen zwischen befreundeten Regierungen 
nicht gefördert werden. 
Der Nunzius war durch diese etwas rücksichtslose Aeußerung ziemlich 
frappiert, behauptete nichts davon zu wissen, berief sich darauf, daß man 
Bucher in Rom als einen der Kirche ergebenen Mann geschildert habe, 
und deutete an, daß die Sache durch Kardinal Reisach in Szene gesetzt 
worden sei. Ich nahm dies als wahr an, bemerkte aber noch schließlich, 
daß die Kirche nicht gewinne, wenn ihr Oberhaupt einem gemeinen Jour- 
nalisten gegen den Bischof, dessen Frömmigkeit und Eifer von niemand 
in Zweifel gezogen werde, recht gebe. 
Die Bemühungen des Fürsten in Baden ) hatten den Erfolg gehabt, 
daß die badische Regierung in die Verhandlungen über Bildung einer 
süddeutschen Festungskommission eintrat. Entscheidend dafür war besonders 
  
1) Siehe Seite 323.
	        
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