Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 341 
Daher die Instruktionen Bismarcks und die darauf verfaßte bekannte Note 
Usedoms. Das Dementi sei dann von Bismarck gemacht worden, der ihn, 
Usedom, nicht leiden könne und die Akten in Varzin nicht gehabt habe, 
aus welchen er sich hätte überzeugen können, daß Usedom seinen Instruktionen 
gemäß gehandelt habe. 
Auf meine Frage, was denn Lamarmora zu der Veröffentlichung 
der Note veranlaßt habe, erwiderte Usedom, dies sei ein Coup monté aus 
Frankreich, um Preußen mit Italien zu entzweien und ihn in Florenz 
unmöglich zu machen. Dies sei aber den Franzosen nicht gelungen, da 
die bekannte Note den Italienern nur die Aufrichtigkeit Preußens bewiesen 
habe. So hätte er auch von allen Seiten die freundlichsten Zuschriften 
von Italienern bekommen, und Lamarmoras Coup sei verfehlt. Er be- 
hauptet, die italienische Einheit sei in ganz Italien populär, niemand 
wolle auf die alten Zustände zurück, die Behauptungen in Rom, Italien 
werde nächstens zerfallen u. s. w. seien Lügen. Die Franzosen machten, 
fuhr er fort, sehr viele Fehler, sie behandelten die italienische Regierung 
als Vasallen und zeichneten sich durch Ueberhebung und Unverschämtheit 
aus, wodurch sie sich die Italiener zu Feinden machten. Der Keiser stütze 
sich auf die klerikale Partei in Frankreich und werde dadurch zu dieser 
Politik gegenüber Italien gedrängt. Lamarmora sei auf französischer 
Seite, weil er nichts wolle als die Präponderanz Piemonts, die Herrschaft 
der piemontesischen Partei in Italien, nicht aber das Aufgehen Piemonts 
in Italien; es sei die italienische Kreuzzeitungspartei. Dem König von 
Preußen sei die Allianz mit Italien sowie der Krieg mit Oesterreich sehr 
schwer gefallen. Seine alten legitimistischen Ideen hätten ihm den Ent- 
schluß erschwert. Habe er aber einmal einen Entschluß gefaßt, so halte 
er daran fest. 
In der deutschen Frage und über das Verhältnis Preußens zu 
Oesterreich äußerte sich Usedom sehr vorsichtig. Meine Darlegung unfrer 
Bemühungen im Jahre 1867 für einen weiteren Bund Süddeutschlands 
mit dem Norddeutschen Bund hörte er sehr aufmerksam an und schien 
mit mir darin übereinzustimmen, daß Preußen einen Fehler gemacht habe, 
uns diesen Plan durch die Abschließung der Zollvereinsverträge zu durch- 
kreuzen. Jetzt, meinte er, müßte man abwarten, man könne keinen 
Acker pflügen, solange er gefroren sei. 
Interessant war mir seine Ansicht über die nordschleswigsche Frage. 
Er sagte, wir sind alle einig, daß man einen Teil im Norden abtreten 
muß, doch auf die militärischen Positionen Düppel und Alsen nicht 
verzichten darf, aber der König ist eigensinnig und macht Schwierig- 
keiten. 
Von Bismarck sagt er, er sei fanatisch für den Frieden und werde
	        
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