Aus der Jugend (1819 bis 1847) 27
viel Nutzen diese Landtagsvertretung auch für mich hat — ich habe schon
die interessantesten Gespräche mit Ministern und andern, auch mit dem
Prinzen von Preußen darüber gehabt —, so ist mir doch unangenehm
dabei zumute. Ich habe aus den wenigen Konversationen die Verwirrung
und Unklarheit der Begriffe in den höchsten Regionen erkannt und gesehen,
wie man jeden Wunsch des Volks, der mit den Absichten der Regierung
nicht übereinstimmt, für ein Staatsverbrechen ansieht. Der Landtag würde
für mich ein Wendepunkt sein, wenn ich nicht als Anfänger das Recht hätte,
wenig zu sprechen und meine Prinzipien möglichst noch im Dunkeln zu halten.
Der Aufenthalt des Prinzen in Breslau dauerte von Anfang Februar
bis zum 10. April. Am 19. April fand die Vermählung des Herzogs von
Ratibor mit der Prinzessin Amalie von Fürstenberg in Donaueschingen
statt. Schon vorher war die ernste Erkrankung des Fürsten Philipp Ernst
eingetreten. „Frohe und doch schon getrübte Hochzeitstage,“ sagt das
Tagebuch. Bald nach der Hochzeitsfeier in Donaueschingen verschlimmerte
sich der Zustand, und am 3. Mai 1845 trat der Tod ein. „Mit diesem
Ereignis,“ schreibt das Tagebuch am 14. Mai, „fängt ein neues Leben
für mich an. Dieser Todesfall, der mir den genommen hat, der meinem
Herzen am nächsten war, mit dem ich so unendlich viel Uebereinstimmendes
in der Art zu denken und zu fühlen hatte, der mir den vergangenen
Winter wieder so ganz nahe getreten war, zerstört mir meine innere Heiter-
keit, den eigentlichen weltlichen Frohsinn auf immer. Was ich niemand
vertraute, habe ich ihm gesagt, weil er alles verstand, überall die Per-
sönlichkeit nachsichtig berücksichtigte, mild und liebenswürdig .“
Die äußere Folge dieses Verlustes war die Entscheidung in dem Leben
des Prinzen, die ihn zum regierenden Fürsten von Schillingsfürst machte.
Im Laufe des Sommers fanden die Verhandlungen statt, die zu einem
Vertrage mit dem Herzog von Ratibor führten. Durch diesen Vertrag
verzichtete Prinz Chlodwig auf Corvey, während der Herzog von Ratibor
ihm die Erbfolge in Schillingsfürst abtrat. Die Herrschaft Treffurt blieb
dem Fürsten Chlodwig, später hat er diese Besitzung verkauft und dafür
größeren Grundbesitz in der Provinz Posen erworben. Das Aufgeben
des preußischen Staatsdienstes war die weitere Folge. „Am 11. Juni,"
schreibt das Tagebuch, „war ich bei Arnim. Der Empfang war sehr
förmlich und kälter als sonst. Auf mein Exposé erwiderte er bloß, ob
ich nun noch weiter in Potsdam arbeiten wolle. Da ich ihm hierauf sagte,
daß dies vielleicht der Fall, aber ohne Ziel sei, gab er seine Beistimmung,
mithin zu erkennen, daß es ihm vollständig einerlei sei oder vielmehr
erwünscht, wenn ich meine Karriere aufgebe. Wo ich nicht das geringste
Encouragement finde, tue ich besser, abzugehen. Vorerst werde ich meine