28 Aus der Jugend (1819 bis 1847)
Rückkunft nach Potsdam dahingestellt sein lassen, auf unbestimmte Zeit
Urlaub nehmen und dann sehen, was in Schillingsfürst zu machen ist.“
Den ganzen Winter 1845 bis 1846 brachte der Fürst in Schillingsfürst
zu. „Schrecklicher Winter,“ heißt es in dem Tagebuch, „der doch auch
sein Gutes gehabt hat. Der Mensch kann alles ertragen, wenn er nur
will. Voluntas est potestas.“ Aus dem einsamen Winter auf Schillings-
fürst stammt das folgende Gedicht:
Vom Schlosse schau' ich einsam Sie haben viel tausend Tränen
Ins stille Tal hinab. Ins Grab dir nachgesandt;
Da seh' ich im Mondschein blinken Sie haben sich wieder getröstet,
Die Kirche und das Grab. Sie haben dich nicht gekannt.
Da haben sie dich begraben, Doch meine Tränen fließen
Den ich so heiß geliebt, Noch wie an jenem Tag,
Den Freund, den tapfern, treuen, Da man dich hinuntergetragen
Den — ach, wie's keinen gibt! Und mir das Herz zerbrach.
Aus Briefen an die Prinzessin Amalie.
Schillingsfürst, 4. März 1846.
In die Ferne möcht' ich ziehen, Mit des Südens Kindern möcht’ ich
Durch die Täler, über die Höhen, Palmenwälder kühn durchstreifen
Ob auch grause Winterstürme Und auf mut'gem Roß Arabiens
Um des Schlosses Zinnen wehen. Durch die glühende Wüste schweifen.
Durch die Meere sollt'’ mein Schifflein Mit dem Schwert, dem freiheitsstarken,
Einen kühnen Seemann tragen, Möcht' ich in die Feinde hauen
Ob auch Well' auf Welle drohet Und die siegende Einheit Deutschlands
Und die Schiffer bang verzagen. Noch mit brechendem Auge schauen.
Alles möcht' ich, nur nicht einsam
Hinter staub'gen Akten sitzen
Und in Schlafrock und Pantoffeln
Gähnend mir die Feder spitzen.
Eben habe ich meinen unruhigen, nervösen Brief etwas unterbrochen
und zum Fenster hinausgeschaut. Ach, was das beruhigt! Diese wunder-
bar schöne Mondnacht, die sich über die weiten Täler und die Berge herab-
gesenkt hat. Es ist alles so still und friedlich und warm, und Frühlings-
lüfte wehen hier oben auf dem Berg. Doa zieht denn die Erinnerung an
vergangene Zeiten mit stiller Wehmut in das Herz, und was wir Gutes
im Leben einmal gedacht und getan, steigt wieder aus der Vergangenheit
empor und mit diesem die Erinnerung an die Abgeschiedenen, ja sie selbst.
Ach, es ist doch ein Trost, daß dies alte heimliche Nest nicht verwaist
und tot in die schöne Nacht hinaussieht, sondern so einem verdorbenen