Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

376 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
zu der Sendung zu wählen, müsse er vorerst noch in suspenso lassen. 
Von der erfolgten Mitteilung an die gedachten Höfe versprach der Fürst 
hierher Mitteilung zu machen, damit der Vorschlag von preußischer Seite 
unterstützt werde. Ob Sachsen von seiten Bayerns oder von seiten Preußens 
aufzufordern sei, möge noch weiterer Erwägung vorbehalten bleiben. 
Im Laufe der Besprechung zeigte sich Seine Durchlaucht der Fürst 
Hohenlohe auch dem von preußischer Seite angeregten Gedanken nicht ab- 
geneigt, daß neben den Schritten in Rom auch an die deutschen Bischöfe 
vor ihrem Abgange nach dem Konzil respektive bei der ihnen dafür zu 
erteilenden Erlaubnis eine Kundgebung der deutschen Regierungen, und 
zwar ebenfalls in völliger Uebereinstimmung des Inhalts, gerichtet würde, 
um ihnen den Standpunkt, welchen die Regierung dem Konzil gegenüber 
einnehme, klarzumachen und sie vor der Teilnahme an Beschlüssen, 
welche in die Rechte des Staats übergriffen, zu warnen. Hierüber wollte 
der Königlich bayrische Herr Minister indes noch weitere Mitteilung er- 
warten; der nächste nach Rom hin zu tuende Schritt solle aber dadurch 
nicht aufgehalten werden. 
Bei dem mündlichen Vortrage, welchen ich dem Herrn Minister- 
präsidenten Grafen Bismarck noch am 12. vor seiner Abreise hierüber er- 
stattete, erklärte sich derselbe mit der von dem Königlich bayrischen Herrn 
Ministerpräsidenten beabsichtigten Behandlung der Sache vollkommen ein- 
verstanden. 
Abeken. 
Journal. 
Berlin, 19. Juni 1869. 
In der gestrigen Sitzung des Zollparlaments kam der Metzsche Antrag 
zur Beratung, der dahin ging, den Zollbundesrat aufzufordern, Maß- 
regeln zu ergreifen, um das gleichzeitige Tagen von Einzellandtagen mit 
dem Zollparlament zu verhindern. Nun ist Metz ein unverschämter, ge- 
meiner Schreier, und der Ton des Antrags hatte mich schon lange geärgert. 
Ich dachte aber, es würde von irgendeiner Seite eine Modifikation kommen, 
und kümmerte mich nicht darum. Als ich nun in die Sitzung kam, hörte 
ich zu meinem Erstaunen, daß selbst die süddeutsche Fraktion keine Ein- 
wendung erheben wolle. Nun wußte ich aber zu gut, daß Metz dem Antrag 
eine solche Deutung geben würde, die es mir schließlich unmöglich machen 
würde, zuzustimmen. Da der Antrag an sich zweckmäßig war, so machte 
ich noch in der Sitzung eine Modifikation und zeigte sie Schrenck, Varn- 
büler und Simson. Alle fanden meine Fassung anständiger. Varnbüler 
aber, der von einer großen Eifersucht über meine Stellung im Parlament 
beseelt ist, riet mir ab, die Modifikation einzubringen, es sei nicht nötig, 
Delbrück werde schon etwas sagen u. s. w., nur weil er wußte, daß ich
	        
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