388 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
Nun aber wurde Paskiewitsch tückisch und boshaft und tat alles, um die
Kampagne schlecht zu führen, wodurch er nichts andres erreichte, als dem
österreichischen General mehr Vorteil zuzuwenden.
Der dritte Grund der Szission kam dann noch dazu während des
Krimkriegs, wo Oesterreich eine Armee in Galizien aufstellte, was den
Russen den größten Schaden brachte. Da entbrannte denn die Abneigung
gegen Oesterreich auch im russischen Volk.
Graf Berg scheint ein Anhänger der alten nordischen Allianz. Er
wünscht dieselbe wiederhergestellt zu sehen, beklagt, daß Gortschakow die
Avancen, die Beust in Petersburg gemacht, zurückgewiesen habe, und hofft,
daß es doch noch gelingen werde, auf eine Politik zurückzukommen, die
Europa den Frieden erhalten werde. Nur wenn Rußland, Oesterreich
und Preußen zusammengingen, würde Frankreich ruhig sein, und England
sich den drei alliierten Mächten anschließen. Heute Nachmittag will
er mir die Politik der russischen Regierung gegenüber der katholischen
Kirche auseinandersetzen.
Graf Berg kam um 4 Uhr zu mir, um sein politisches Gespräch
weiter fortzusetzen. Er erzählte mir den ganzen polnischen Aufstand von
1863. Die Polen würden nicht angefangen haben, wenn sie nicht von
Frankreich und England das Versprechen erhalten hätten, sie zu unter-
stützen. Daraufhin wurde die ganze Insurrektion von den Chefs der
Bewegung eingeleitet. Er berührte dann die Periode des Ministers
Wielopolski, der auch von seinen eignen Leuten betrogen wurde, und
kam dann auf die Zeit, wo er selbst die Verwaltung zu führen hatte.
Die ganze Polizei war in den Händen von Polen. Er nahm deshalb
60 Offiziere und 3000 Soldaten und schaffte sich damit eine Polizei für
einige Wochen. Dreimal gelang es ihm, die geheime Nationalregierung
aufzuheben und zu verurteilen und dreimal kamen wieder neue. Bis beim
dritten Male die Polen die Sache aufgaben.
Bei den Untersuchungen, welche hierauf folgten, fand sich, daß
der Klerus wesentlich kompromittiert war. Es konnte daher nicht ver-
mieden werden, einzelne Geistliche zu entfernen. Die Bischöfe waren im
allgemeinen gut. Nachdem der Erzbischof Fialkowski von Warschau ge-
storben war, wurde auf Empfehlung der Frau von Meggendorf ein in
Petersburg beschäftigter junger Geistlicher zum Erzbischof gemacht, er hieß
Felinsky. Dieser war aber, wie man erst später erfuhr, bei Mieroslawski
gewesen, hatte Barrikaden gebaut und war wegen einer unglücklichen Liebe
in den geistlichen Stand getreten. Dieser machte nun auch den Revolutions-
schwindel mit, bis man ihn wegschickte.
Von Lubienski erzählte er, daß er anfangs ganz vernünftig gewesen,
später aber plötzlich umgeschlagen sei. Er stand in Korrespondenz mit