Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 413 
Eurer Königlichen Majestät gemäß das Ministerium fortzuführen. Dann 
nur wird das Ministerium mit Sicherheit vor die Kammer treten und 
kann die baldige Wiederholung der Krisis vermieden werden. 
Journal. 
Hohenschwangau, 3. Dezember 1869. 
Resultat der Besprechungen in Hohenschwangau. 
Der König und seine Umgebung sind durch die zahlreichen Briefe von 
allen Seiten, die sie von München bekommen haben, zu der unerschütter- 
lichen Ueberzeugung gekommen, daß Hörmann und Gresser nicht zu halten 
sind und daß diese beiden Minister gewechselt werden müssen. Ich wider- 
sprach und schlug vor, die Aenderung des Ministeriums bis nach der 
Kammereröffnung und den ersten Debatten zu vertagen. Die Befürchtung, 
daß dies zu größeren Eingriffen führen und das Werk der Versöhnung 
mit dem Lande hindern könne, überwog aber in einem Grade, daß ich 
mit meiner Ansicht nicht durchdrang. 
Der König versicherte mich seines vollen Vertrauens und wollte zuerst 
die Entlassung aller Minister annehmen und mich mit der Neubildung 
des Ministeriums respektive den betreffenden Vorschlägen beauftragen. Ich 
lehnte dies ab, da hierzu nicht der Moment sei. Es werde bei dieser 
Neubildung doch nichts andres herauskommen als hbchstens die Ent- 
fernung Hörmanns und Gressers, wozu da die großen Worte von Neu- 
bildung des Ministeriums anwenden. Auch sei dies gegen die bisherige 
Uebung. Nun beauftragte mich der König, ihm für Hörmann und 
Gresser andre Minister vorzuschlagen. Pracher und Lerchenfeld, gegen die 
ich mich bestimmt erklärte, ließ er sallen, wollte aber dagegen von Feder 
und Pfeufer nichts wissen. Ich diskutierte mit ihm über diese und kam 
schließlich zu dem Resultat, daß ich nach Rücksprache mit den Ministern 
und nach näheren Erkundigungen auch bei Hörmann selbst, „der am besten 
seinen Nachfolger nennen könne“, dem König in den nächsten Tagen 
schreiben solle. 
Mit der Vorlage eines Wahlgesetzes an die Kammer ist der König 
einverstanden. Ferner soll ich Eisenhart1) Vorschläge machen über die Form, 
in welcher die Entlassung der Minister zu geschehen habe und in welcher 
das Promemoria der Minister zu bescheiden wäre. 
  
1) Am 21. September 1869 war der Ministerialrat von Lipowsky seiner 
Funktion als Sekretär des Königs enthoben worden. An seine Stelle trat der 
Appellationsgerichtsrat Eisenhart, dessen Ernennung zum Ministerialrat und 
Sekretär des Königs am 5. Januar 1870 erfolgte.
	        
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