418 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
Ministeriums noch gesteigertes Mißtrauen gebildet, dessen Ausdruck der
Erfolg der Wahlen ist.
Wohl sind die erhabenen Worte Eurer Mgjestät geeignet, die er-
regten Gemüter zu beruhigen. Allein ein wirkliches Vertrauen wird nur
dann zurückkehren, wenn es Eurer Majestät gelingt, Männer als Räte
der Krone zu finden, welche den entsprechenden Willen mit der Festigkeit
des Handelns vereinen und die in gleicher Weise das Vertrauen Eurer
Majestät wie das des Landes besitzen.“
Nachdem in der Generaldebatte über den Entwurf der Adresse der
zweite Präsident, Freiherr von Thüngen, das Mißtrauensvotum gegen die
Politik des Fürsten Hohenlohe begründet hatte, erwiderte dieser:
Nachdem der zweite Herr Präsident meinem Wunsche entgegen-
gekommen ist, mir Gelegenheit zu geben, mich gegen die Anschuldigungen,
welche in der Adresse enthalten sind, zu verteidigen, so werde ich von dieser
Gelegenheit Gebrauch machen. Ich kann dabei ein gewisses Erstaunen
nicht unterdrücken, daß die Mitglieder des hohen Ausschusses erst jetzt
von einem solchen Mißtrauen gegen die Königliche Staatsregierung befallen
werden, nachdem sie sich drei Jahre demselben Ministerium gegenüber be-
fanden, ohne demselben je ein Zeichen des Mißtrauens gegeben zu haben,
ja der bedeutendste, der folgenreichste Akt des Ministeriums, welchem ich
vorzustehen die Ehre habe, die Erneuerung des Zollvereins ist unter Zu-
stimmung der Majorität des hohen Hauses, in welcher sich auch der größte
Teil der Ausschußmitglieder befunden hat, vollzogen worden. Seitdem
sind zwei Jahre vergangen. In dieser Zeit ist nicht ein Akt meiner amt-
lichen Tätigkeit in diesem hohen Hause auch nur einer Kritik unterstellt
worden, und ich denke, Sie würden es nicht unterlassen haben, wenn ein
Grund dazu vorhanden gewesen wäre.
Das letztemal haben sich die Kammern im Mai v. J. getrennt.
Was ist seitdem Neues geschehen, um den Tadel zu rechtfertigen,
welcher heute gegen die Minister ausgesprochen werden soll?
Der zweite Herr Präsident sagt, es seien nicht bestimmte Tatsachen,
sondern mehrere kleine Tatsachen, die zusammengerechnet das Mißtrauen
rechtfertigen.
Der zweite Herr Präsident hat auf meine Haltung im Zollparlament
hingewiesen. Es wird mir dadurch Gelegenheit gegeben, die Angriffe,
welchen ich in dieser Beziehung in einem Teil der Presse ausgesetzt ge-
wesen bin, zu beleuchten. Es handelt sich von der Rede, welche ich bei
Gelegenheit meiner Wahl zum Vizepräsidenten gehalten habe.))
1) Siehe Seite 369.