Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 427
eines Südbundes sich gefallen zu lassen, das ist die Frage. Sie ist, was
Württemberg betrifft, beantwortet, und zwar durch die Rede des württem—
bergischen Staatsministers des Aeußern in der Sitzung der Kammer vom
19. Dezember 1868. Er sagt:
„Ich frage Sie, meine Herren, wollen Sie für Württemberg diese
Dinge in die Hand eines Bundes geben, bei welchem Sie in verschwin-
dender Minorität sind, wollen Sie sich von Bayern vorschreiben lassen,
wie Ihre Eisenbahnen, wie Ihre Posten zu verwalten seien, wollen Sie
sich in dieser Beziehung von Bayern Bestimmungen geben lassen; ist dies
der Sinn des hohen Hauses? Ich werde es nie und nimmer glauben,
und das ganze württembergische Volk würde gegen ein solches Experiment
sich erheben, wenn es einmal die Folgen zu tragen hätte."“
Wenn mir nun eingewendet wird, dies sei nur die Ansicht des
württembergischen Ministers, so erinnere ich daran, daß Württemberg
nicht eine von Freiherrn von Varnbüler regierte absolute Monarchie ist,
sondern ein konstitutioneller Staat, in welchem Freiherr von Varnbüler
damals die Majorität der Volksvertretung für sich hatte und in welchem
er, soviel ich weiß, dieselbe noch immer für sich hat. Ich will auch die
Aeußerung eines andern württembergischen Ministers anführen über den-
selben Gegenstand. Es ist die Rede des Ministers von Mittnacht. Er
sagte:
„Ein Südbund, wie man ihn auf jener Seite einrichten würde, ein
Südbund, in dem ein in sich uneiniges, von Parteiungen zerrissenes
Parlament regieren wollte, wäre die wirksamste Propaganda für unser
rasches Aufgehen im Nordbund, welches schwerlich abgewendet würde
durch das geträumte Milizheer von einigen Millionen Streitern.“
Das sind die maßgebenden Ansichten über den Südbund in Württem-
berg, und ich glaube nicht, daß ein Ministerwechsel in Württemberg eine
Aenderung hervorrufen würde. Der Württemberger verzichtet ungern auf
die volle Unabhängigkeit und Selbständigkeit seines Landes, vielleicht zu-
gunsten einer deutschen Republik, möglicherweise zugunsten einer ge-
samtdeutschen Monarchie, nie und nimmer aber zugunsten eines aus
Bayern, Württemberg und Baden bestehenden Südbunds, wie er von den
Verteidigern desselben geträumt wird. Wenn aber schon in Württemberg
dem Südbunde unüberwindliche Schwierigkeiten begegnen, so werden Sie
zugeben, daß er in Baden der Unmöglichkeit entgegensieht.
Ich habe Ihnen nun dargelegt, welche Politik ich bisher befolgt habe
und daß ich eine andre nicht befolgen konnte. Ich habe stets erklärt, daß
die Verfassung des Norddeutschen Bundes nicht so gestaltet ist, daß Bayern
dieselbe annehmen könnte. Ich habe diesen Grundsatz in allen meinen
politischen Handlungen festgehalten. Allein, meine Herren, wenn ich