Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

436 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
sage im Falle einer Dementierung obigen falschen Gerüchtes Gebrauch zu 
machen. 
Zugleich füge ich den Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hochschätzung 
bei und verbleibe 
Eurer Durchlaucht 
freundlich geneigter 
Otto. 
München, 13. Februar 1870. 
Journal. 
Ministerrat am 13. Februar 1870. 
Zur Besprechung der Lage traten heute um 11 Uhr die Minister zu- 
sammen. Ich eröffnete die Sitzung mit dem Bemerken, daß wohl alle 
Herren mit mir einverstanden sein würden, daß ich nicht bleiben könne. 
Ich hätte indessen nicht vorgehen wollen, ohne die Kollegen davon in 
Kenntnis zu setzen. 
Pfretzschner war damit einverstanden und hob in seinem Votum 
hervor, daß die Kammer der Abgeordneten den übrigen Ministern kein 
Mißtrauensvotum gegeben habe. 
Schlör begann damit, zu sagen, er würde an meiner Stelle nicht einen 
Tag länger in diesem Ministerium bleiben. Was die übrigen Minister 
betreffe, so habe er sich die Sache reiflich überlegt. Ein Entlassungs- 
gesuch ihrerseits sollten sie nicht einreichen, das sei ein abgenutztes Mittel. 
Dagegen schlage er vor, daß die übrigen Minister gleichzeitig mit meinem 
Entlassungsgesuch ein Memorandum an den König einreichen sollten, in 
welchem sie ihre Anschauung von der Lage der Dinge darstellen müßten. 
Pranckh hielt diesen Weg nicht für korrekt. Die Stellung der 
übrigen Minister werde nach meinem Rücktritt unhaltbar. Alle müßten 
zugleich ihre Entlassung einreichen und abwarten, ob bei einer Neubildung 
einer oder der andre wieder eintreten könne. Er begründete seine Ansicht 
durch Hinweis auf die Haltung der Kammer der Reichsräte. 
Lutz sagt: Was die Entschließungen des Fürsten Hohenlohe betrifft, 
so muß ich sie ihm allein überlassen. Will der Fürst bleiben, so bleibe 
ich mit ihm. Eine Entlassung einzureichen und dann wieder zu bleiben, 
sei eine Komödie. 
Nach längerem Hin= und Herreden fand wieder ein Umschwung der 
Meinung statt, und es wurde anerkannt, daß man doch nicht wohl ohne 
mich bleiben könne. 
Schließlich wurde beschlossen, sich die Sache allseitig noch einmal zu 
überlegen. Ich erklärte übrigens, daß ich nicht bleiben könne. Ich sei in einer 
andern Lage, mit zwei Mißtrauensvoten könne kein Minister bleiben u. s. w.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.