Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 47
staatssekretärs v. Biegeleben. Unter den Instruktionen befindet sich auch ein
Rundschreiben der Zentralgewalt vom 14. November, das die vorläufige
Stellung und Geschäftsführung der Reichsgesandtschaften regelt, solange
die Einzelstaaten noch Gesandte beglaubigt haben.
Der Fürst verließ in Begleitung seiner Gemahlin Schillingsfürst im
November 1848 und begab sich über Belfort, Lyon, Avignon nach Marseille
mit der Absicht, sich dort nach Civitavecchia einzuschiffen, um seinen Auf-
trag zunächst bei dem Papste auszuführen. Als Sekretär war ihm Herr
v. Schack zugesellt worden. Die Nachricht von dem Ausbruche der
Revolution in Rom und der Flucht des Papstes, die der Fürst in Marseille
durch römische Prälaten erhielt, veranlaßte ihn, sich zunächst nach Athen
zu begeben. Hierüber berichtet er dem Reichsminister der Auswärtigen
Angelegenheiten am 29. November 1848:
Da Sie bereits durch die Zeitungen von den Ereignissen in Rom
Kenntnis erhalten haben werden, so unterlasse ich es, die mir von Augen-
zeugen mitgeteilten Einzelheiten zu berichten, sehe mich aber durch die
neueste wichtige Nachricht zu einem kurzen Berichte veranlaßt.
Die durch die hiesigen Blätter verkündigte Nachricht von der Flucht
des Papstes aus Rom unterliegt keinem Zweifel, sie ist mir durch die
mündlichen Erzählungen zweier geflüchteter Prälaten aus der Umgebung
Seiner Heiligkeit bestätigt worden. Der Papst hat sich danach unter den
Schutz des französischen Gesandten an Bord des „Ténare“ begeben und
aus Italien entfernt. Welche Richtung das Schiff eingeschlagen hat, ist
bis jetzt nicht zu erfahren. An die Rückkehr des Papstes nach Rom ist
in den nächsten Wochen nicht zu denken. Auf diese Art ist nun für den
Augenblick meine Sendung nach Rom unmöglich gemacht, und ich bin
entschlossen, am 1. Dezember mit dem Dampfschiffe direkt nach Athen ab-
zureisen, um in der Zwischenzeit wenigstens diesen Teil meines Auftrags
zu erledigen. Möglicherweise kann während dieser Zeit ein Umschwung
der Dinge zum Besseren erfolgen und der Papst durch die Wünsche der
Bessergesinnten zurückgerufen oder durch die morgen von hier abgehenden
französischen Truppen die Ordnung wiederhergestellt werden. Möglicher-
weise kann aber auch die Proklamierung der Republik das Resultat dieser
Umwälzung sein. Mit einem solchen Ereignisse würde aber selbstredend
die Politik in der italienischen Kriegsfrage eine wesentliche Aenderung
erleiden, und es möchten dann von der neuen republikanischen Regierung
Ansichten manifestiert werden, die mit den Grundsätzen der Zentralgewalt
in Widerspruch stehen. Denn wenn auch die Zentralgewalt von Deutsch-
betreffend die Stellung der Zentralgewalt zu den Friedensverhandlungen zwischen
Oesterreich und Sardinien und den italienischen Angelegenheiten.