Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 49
Reichsverweser zu erkennen gab. Hierauf wurde die Unterhaltung in un-
gezwungener Weise fortgesetzt, und teilnehmende Fragen des Königs über
die deutschen Angelegenheiten gaben Veranlassung zu ziemlich umfassenden
Mitteilungen.
Schon am folgenden Tage wurde ich zur Tafel geladen, eine nach der
hier bestehenden Etikette ganz besondere Bevorzugung, bei welcher Gelegen-
heit der König, der mich mit ungewöhnlicher Auszeichnung behandelte,
mehrfach sein reges Interesse an der neuen Gestaltung Deutschlands be-
kundete.
Die Audienz bei Seiner Majestät soll nach dem Versprechen des
Ministers in der für offizielle Mitteilungen bestimmten Zeitung erscheinen.
Ich erwarte nun hier die Nachrichten über die Rückkehr des Papstes nach
Rom und die mir in meinem ersten Berichte vom 29. November erbetenen
Befehle des Reichsministeriums, um mich dann nach Italien einzuschiffen.
Die hier lebenden Deutschen haben sich mir in corpore vorgestellt
und ihre Freude sowohl über die einheitlichen Bestrebungen in Deutschland
als auch über die Ankunft eines Reichsgesandten ausgesprochen, was ich
mit anerkennenden und aufmunternden Worten erwiderte.
Der hier erwähnte Empfang der Deutschen von Athen hatte am
14. Dezember stattgefunden. In seiner Antwort auf ihre Begrüßung sagte
der Fürst: „Sie haben recht, sich über die neue Gestaltung Deutschlands
zu freuen. Denn das ist ja das Große und Herrliche der erstrebten Ein-
heit Deutschlands, daß wir nun nicht mehr ein vergessenes Volk, ein
geographischer Name sind, sondern daß sie es wissen, die Amerikaner
und Russen, die Türken und Griechen, daß sie es wissen, daß es ein
mächtiges deutsches Volk gibt, das einen Willen hat und ihn geltend zu
machen weiß. Ich aber, meine Herren, kann Ihnen Kunde geben von
der deutschen Einheit, daß sie wohl noch Feinde hat, die sie uns mißgönnen,
daß sie aber so fest in der Brust jedes Ehrenmannes gewachsen ist, daß
kein Mensch der Erde sie uns entreißen soll. Mir ist es in diesem Augen-
blick das erhebendste Gefühl, meinen deutschen Landsleuten zum erstenmal
als Vertreter der deutschen Nation gegenüberzustehen. Ich verdanke dies
Gefühl Ihrem freundlichen Besuche, darum nochmals meinen herzlichen
Dank.“
Am 17. Dezember war abends Diner bei Hofe, am 18. machten der
Fürst und die Fürstin eine Promenade zu Pferde mit dem Könige und
der Königin. Am 19. nahmen beide an einem diplomatischen Diner bei
dem österreichischen Gesandten v. Prokesch teil. Am 20. Dezember gaben
die Deutschen ihnen zu Ehren ein Fest. Die Fürstin schreibt darüber in
ihrem Reisetagebuche: „A 8½ heures une députation vint nous chercher
Fürst Hohenlohe, Denkwürdigkeiten. 1 4