Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

50 Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 
avec une voiture. La salle était décorée de drapeaux allemands. II 
y eut un concert à la fin de la première partie duquel on nous pré- 
senta du vin du Rhin et on fit un discours à Chlodwig auquel il 
répondit. Un maitre de musique me présenta une polka dédiée par 
lui à moi. A 10 ½ heures nous étions de retour.“ Die Rede des 
Fürsten galt dem deutschen Volke. „Dem deutschen Volke,“ sagte er, „dies 
Glas deutschen Weins! Dem deutschen Volke mit seinen jugendlichen 
Träumen und seinen männlichen Taten! Mit seiner warmen Begeisterung 
und seinen tiefen Gedanken! Dem deutschen Volke in allen Teilen der 
Welt! Und Ihnen vor allem, den Deutschen in Athen! Mögen Sie von 
Tag zu Tag stolzer werden, Deutsch zu reden und Deutsche zu sein! Das 
deutsche Volk hoch!“ 
An den Reichsminister der Auswärtigen Angelegenheiten.!4) 
Athen, 23. Dezember 1848. 
Die große Zuvorkommenheit, mit welcher mich der König aufgenommen 
hat, gab mir in der letzten Woche noch verschiedentlich Gelegenheit, mich 
mit Seiner Majestät über politische Dinge zu unterreden. Die deutschen 
Verhältnisse und deren Neugestaltung durch die Zentralgewalt bildeten 
natürlich das Hauptthema. Ich fand Seine Mocjestät von aufrichtiger 
Teilnahme für die sich bildende Einheit Deutschlands erfüllt, und wenn 
sich über diesen und jenen einzelnen Punkt noch ein Vorurteil im par- 
tikularistischen Sinne bemerklich machte, so versäumte ich nicht, dasselbe 
durch Darlegung der wahren Absichten der Zentralgewalt zu bekämpfen. 
Die entgegenkommende Weise, mit welcher der König meinen derartigen 
Erläuterungen Gehör schenkte, die vielfachen, von lebhaftem Interesse für 
die Zentralgewalt zeugenden Aeußerungen aus seinem Munde sowohl als 
aus dem des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten, dies alles läßt 
mich nicht mehr daran zweifeln, daß der Zweck meiner Sendung erfüllt 
und die Anbahnung des völkerrechtlichen Verkehrs zwischen der Zentral- 
gewalt und Griechenland gelungen ist. 
Ich würde nun nach Erfüllung meiner hiesigen Mission mich sofort 
nach Rom begeben, um mich meiner Aufträge an den Papst zu entledigen, 
wenn nicht nach den neuesten Nachrichten der letztere sich noch als Flücht- 
ling in Gaöta befände. Da jedoch unter diesen Umständen das Oberhaupt 
der Kirche und die weltliche Regierung des Kirchenstaats als zwei getrennte 
Potenzen dastehen und ich mich weder mit einer bloß persönlichen Sendung 
an den Papst noch mit irgendeiner Mission an ein von letzterem gesondertes 
  
1) Am 17. Dezember hatte Schmerling sein Amt niedergelegt. Sein Nachfolger 
war Heinrich v. Gagern.
	        
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