Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 51. 
Gouvernement beauftragt glaube, so ist offenbar in diesem Augenblick noch 
kein Terrain für ein Auftreten in Rom vorhanden. Ich glaube daher den 
nicht mehr fernen Moment, daß diese Differenz ausgeglichen und der Papst 
zurückgekehrt ist, abwarten zu müssen. Mein erster Entschluß war, während 
dieses Zeitraums hier in Athen zu verweilen. Da ich indessen nach dem 
überaus glänzenden Empfange fürchten mußte, dem königlich griechischen 
Hofe durch zu lange Anwesenheit lästig zu werden, so habe ich das freund- 
liche Anerbieten des königlich großbritannischen Gesandten Sir Edward 
Lyons, welcher mir ein englisches Regierungsdampfschiff zur Disposition 
gestellt hat, angenommen, um eine Exkursion nach verschiedenen griechischen 
Inseln und benachbarten Küsten des Mittelländischen Meeres zu machen. 
Diese Fahrt werde ich am 25. antreten. Etwaige Schreiben des Reichs- 
ministeriums erbitte ich nach wie vor unter der Adresse der preußischen 
Gesandtschaft in Athen, durch welche dieselben nach meinen Anordnungen 
jedenfalls sofort in meine Hände kommen. 
Am 24. Dezember verlebte das fürstliche Paar den Weihnachtsabend 
im Hause des preußischen Gesandten Werther. Am 25. hatte die Fürstin 
ihre Abschiedsaudienz bei der Königin. Der Abend wurde bei Prokesch 
zugebracht, und am 26. abends fand die Abreise von Athen statt. Das 
Wetter war schlecht. Wegen des Sturmes mußte das Schiff in den Hafen 
von Milo einlaufen. Vom 28. meldet das Reisetagebuch des Fürsten: 
Noch immer in der Bucht von Milo. Der Regen und Sturm dauert 
fort. In unserm Salon brennt ein freundliches Kaminfeuer, Bücher haben 
wir genug. Der Sturm heult wie zu Hause und erweckt in mir angenehme 
Erinnerungen einer vergangenen Zeit und die Sehnsucht nach der Heimat. 
Es ist doch etwas Schönes und Freundliches um das deutsche Vaterland 
trotz Schnee und Sturm und trotz der politischen Wirren. Letztere können 
einem freilich die Heimat verleiden. 
Mein Herz, bewegt von innerlichem Streite, 
Erfuhr so bald in diesem kurzen Leben, 
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben, 
Und doch wie schwer, zu finden eine zweite. 
29. Dezember. 
Der Wind wird etwas weniger stark. Doch ist das Wetter immer 
noch zu schlecht zum Ausfahren. Die Bucht, in der wir liegen, mag im 
Sommer recht schön sein. Vor uns liegt ein verfallenes Dorf an einem 
Hügel, der sich rechts und links ausdehnt. Hinter uns sind ziemlich hohe 
Berge, die den Meerbusen wie einen See umschließen. Das Meer ist 
trotzdem bewegt. Möven fliegen mit melancholischem Geschrei um das 
Schiff herum. Das Ganze erinnert mehr an Achenbachs Seelandschaften
	        
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