Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

52 Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 
von Norwegen als an die Inseln des Archipelagus. Mit Lesen, Schreiben 
und Whistspielen geht die Zeit recht angenehm vorüber. « 
Am 30. Dezember wurde bei sehr bewegter See die Fahrt fortgesetzt. 
Gegen Morgen des 31. lag man im Angesicht von Rhodos: „Leider halten 
wir nicht an, sondern fahren zwischen Rhodos und Skarpanto durch, die 
See ist nicht unangenehm.“ Den Ort, wo der Fürst das neue Jahr 
begann, bezeichnet eine noch erhaltene Meldung des Kapitäns: „The 
position of Her Majesty'’s Steam Vessel Volcano at the commencement 
of the year 1849: Latitude 35“ 4 North, Longitude 29“ 21 East of 
Greenwich, distant 324 miles from Jaffa.“ Am 2. Januar 1849 lag 
der schneebedeckte Libanon vor den Reisenden, gerade ihnen gegenüber der 
Berg Karmel. Wegen hoher See war die Landung in Jaffa unmöglich, 
das Schiff mußte deshalb bei Haifa in der Bucht von St. Jean d'Acre 
einlaufen. Von hier aus machte das fürstliche Paar einen Ausflug zu 
Pferde in das Heilige Land. Am 3. wurde der Karmel bestiegen, am 4. war 
man Abends in Nazareth, am 8. in Jerusalem, am 9. in Bethlehem, am 
12. in Ramle, am 13. in Jaffa, am 15. wieder auf dem Karmel, da ein 
Sturm die Abreise verzögerte. 
Tagebuch. 
Berg Karmel, 16. Januar 1849. 
Ich überzeuge mich mehr und mehr von der Notwendigkeit baldiger 
Zentralorganisation Deutschlands. England und Rußland machen sich hier 
nach Möglichkeit breit. Der Orient weiß von Deutschland nichts. Es 
muß ein deutscher katholischer Konsul nach Jerusalem. Der Einfluß 
Deutschlands im Orient gibt 
1. Deutschland überhaupt mehr Macht, 
2. befördert den deutschen Handel und etwaige Kolonisation. 
Um diesen Einfluß zu begründen, ist das religiöse Element des 
katholischen Klerus zu benutzen. Daher muß diesem Gegenstand mehr Auf- 
merksamkeit geschenkt werden. 
18. Januar. 
Die Angelegenheit der Kolonisation deutscher Auswanderer wird in 
neuerer Zeit mehrfach mit größerem Eifer betrieben. Projekte aller Art 
tauchen auf und gehen wieder zugrunde. Keines wird aber zu irgendeinem 
gedeihlichen Resultat führen, wenn nicht die Zentralregierung selbst und 
eine unter dem Ministerium des Aeußern stehende ständige Kommission 
sich damit abgibt. Aber vor allem ist die deutsche Diplomatie damit zu 
beschäftigen. Alles Auswandern, alles Kolonisieren, alles Wegschicken von 
Menschen selbst mit reicher Unterstützung in fremde Länder ist am Ende 
nichts andres als eine anständige Art Seelenverkäuferei, wenn nicht
	        
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