Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

54 Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 
Augen zu lassen und möglichst dahin zu trachten, die Russen und Eng- 
länder dort zu beschränken, und dazu ist vor allem nötig, keine prote- 
stantischen Bischöfe und Missionare dorthin zu schicken, sondern sich einen 
Halt an der katholischen Welt des Orients zu verschaffen. Deutsche 
Konsulate, mit tüchtigen Männern besetzt, sind eine der dringendsten Auf- 
gaben des Reichsministeriums. Eher aber keine Konsuln als schlechte! 
Ein Konsul im Orient muß katholisch sein, der orientalischen Sprachen 
mächtig, gewandt und im Handelsfach erfahren, dabei muß der General- 
konsul in jeder Hinsicht ein guter Diplomat sein. Bis jetzt weiß man im 
Orient von Oesterreich nicht viel Gutes, von Preußen, daß es den prote- 
stantischen Bischof und Judenbekehrungen in Jerusalem befördert, von 
Deutschland gar nichts. Es ist eine der niederschlagendsten Empfindungen, 
als Deutscher im Orient zu reisen. Mehr als je beklage ich die Erbärm- 
lichkeit, mit der man die erste Zeit der Revolution hat verstreichen lassen, 
ohne etwas Tüchtiges und Ganzes zu schaffen, damals, wo noch alle ein- 
zelnen Regierungen ohne Kraft waren. Doch wozu klagen! Suchen wir 
zu retten, was noch zu retten ist! 
Am 19. konnte das Schiff Haifa verlassen und langte am 21. Januar 
1849 vor Alexandria an. Bis zum 29. dauerte die Quarantäne. Am 
30. konnten der Fürst und die Fürstin landen und trafen am 31. in Kairo 
ein, von wo in der Zeit bis zum 15. Februar eine Reise nach Oberägypten 
gemacht wurde. Vom 16. bis 19. verweilten die Reisenden wieder in 
Kairo, reisten am 20. Februar nach Alexandrien und vom 21. bis 25. nach 
Malta. Nach mehrtägiger Quarantäne landete das fürstliche Paar am 
6. März in Neapel und traf am 9. in Molo di Gaöta ein. In Neapel 
hatte der Fürst die folgenden Briefe des Reichsministers Heinrich von 
Gagern gefunden: 
Frankfurt, 6. Januar 1849. 
Ihren gefälligen Bericht vom 17. v. M. habe ich richtig erhalten, und 
mit wahrer Teilnahme und Befriedigung hat der Reichsverweser durch 
mich die Benachrichtigung von dem so sehr entsprechenden Empfange er- 
halten, welchen E. D. in Athen getroffen haben ... Da für den Augen- 
blick dem Reichsministerium keinerlei Veranlassung zur Verlängerung Ihres 
Aufenthalts in Athen bekannt ist, so soll ich Sie ersuchen, sich, sobald es 
geschehen kann, zu Seiner Heiligkeit dem Papste, sei es in Gaöta oder 
wo er sonst zu treffen sein wird, zu verfügen und die Uebergabe der 
Notifikation des Reichsverwesers zu bewirken. Die unbestimmbare, vielleicht 
nur noch kurze Dauer des Provisoriums liegt diesem Wunsche des Mini- 
steriums zugrunde, und der Art nach zu urteilen, wie der Aufenthalt 
Seiner Heiligkeit in Gasta eingerichtet zu sein scheint, zweifle ich keines-
	        
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