Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

56 Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 
Zuruf begrüßt, setzte mich nach dem üblichen Zeremoniell dem Heiligen 
Vater gegenüber und erwähnte nun des Zwecks der Sendung, überreichte 
das Notifikationsschreiben und sodann das Schreiben des Reichsverwesers 
vom 23. Januar, welches letztere ich noch mit der Versicherung der tiefen 
Betrübnis Sr. K. H. über die Ereignisse in Rom begleitete, Gefühle, 
die ich auch im Namen von ganz Deutschland aussprach. Diese Worte 
nahm der Heilige Vater sehr freundlich auf und knüpfte hieran die Be- 
merkung, wie das feste Zusammenhalten der Regierungen Europas um so 
notwendiger sei, als es sich um einen Kampf der Barbarei gegen Religion 
und gesellschaftliche Ordnung handle. Ich erwähnte nun der einheitlichen 
Bestrebungen in Deutschland und ihres gleichen Zwecks der Befestigung 
staatlicher und sittlicher Ordnung, worauf dann der Heilige Vater mit 
Wärme seine rege Teilnahme an der Einheit Deutschlands zu erkennen 
gab, das Verhältnis zwischen Oesterreich und Preußen als den „nodo 
gordiano che vuol essere sciolto“ bezeichnete und hinzufügte, er bete für 
die glückliche Beendigung der deutschen Angelegenheiten. Hierauf sprach 
der Heilige Vater noch mit der ihm eignen Liebenswürdigkeit von einigen 
mich persönlich betreffenden Angelegenheiten, worauf die Audienz beendigt 
war. Dieselbe wird, wie dies im Hoflager des Papstes nun gebräuchlich 
ist, in Ermanglung eines eignen Organs im neapolitanischen Staats- 
anzeiger veröffentlicht werden. 
Wie dem Reichsministerium bereits bekannt sein dürfte, ist auch der 
Großherzog von Toskana hier anwesend, empfängt aber bis jetzt keine 
Gesandte. Für den Fall jedoch, daß, wie das Gerücht geht, ein franzö- 
sischer Gesandter an den Großherzog hier ankommt, würde ich dies als 
ein Präzedenz betrachten und auch meinerseits mein Schreiben abgeben. 
Ueber die politischen Verhältnisse behalte ich mir vor in meinem nächsten 
Berichte Vortrag zu erstatten, bemerke nur unterdessen, daß ich mich den 
Bestrebungen der hiesigen Diplomatie, den Papst auf geeignetem Wege 
in seine unabhängige Stellung in seinen Staaten zurückzuführen, an- 
schließen werde. 
Bericht vom 24. März 1849. 
Der Prosegretario di Stato Seiner Heiligkeit des Papstes hat mir 
auf mein Ersuchen die Dokumente mitgeteilt, welche einerseits auf die 
Stellung des Heiligen Vaters zu der in Rom herrschenden usurpatorischen 
Regierung, anderseits auf die Verhältnisse Seiner Heiligkeit zu den euro- 
päischen Regierungen und die von denselben begehrte Intervention Bezug 
haben. 
Der Stand der Interventionsfrage ist heute folgender: 
Auf die Bitte des Papstes um Intervention haben sich die vier an-
	        
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