Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Die Revolution und die Reichsgesandtschaft (1848 bis 1850) 57 
gerufenen Mächte 1) zur Intervention bereit erklärt, die Regierungen von 
Neapel und Spanien hatten dies bereits früher getan, die Antworten der 
französischen und der österreichischen Regierung sind vor wenigen Tagen 
eingetroffen. Auch hält, wie mir Kardinal Antonelli heute mitteilte, 
Frankreich seine Truppen zur Einschiffung an die italienische Küste bereit. 
Um über die Art der Intervention und deren Zeitpunkt zu beraten, soll 
in diesen Tagen eine Konferenz der Bevollmächtigten von Frankreich, 
Oesterreich, Neapel und Spanien in Gaêta stattfinden. Wenn nun gleich 
die Entscheidung nahe bevorsteht, so kann man sich doch nicht verhehlen, 
daß die eigentümliche Lage der französischen Regierung gegenüber der 
Nationalversammlung und ihr Verhältnis zu Oesterreich im Schoße der 
Konferenz Schwierigkeiten aller Art hervorrufen können. Dies verhehlt 
sich auch der Kardinal-Staatssekretär nicht, glaubt aber doch vermittelnd 
eingreifen zu können und vertraut hauptsächlich darauf, daß er die ganze 
Frage möglichst vom religiösen Standpunkte aus behandelt habe, die 
politischen Folgen bis nach beendigter Intervention vorbehaltend. 
An das übrige diplomatische Korps sowie an mich sind keine Mit- 
teilungen ergangen. Ich werde also nur dem Gang der Verhandlungen 
zu folgen suchen und seinerzeit weiter zu berichten die Ehre haben. 
Bericht aus Neapel 11. April 1849. 
Da eine Veranlassung zur Verlängerung meines Aufenthalts in Gasta 
nicht gegeben war, so verabschiedete ich mich vorgestern bei dem Heiligen 
Vater und wurde auf die freundlichste Weise entlassen. Dem Großherzog 
von Toskana konnte ich das Schreiben des Reichsverwesers nicht übergeben. 
Denn wenn auch der Großherzog wahrscheinlich in nächster Zeit einen 
auswärtigen Minister in seine Nähe berufen und Gesandte empfangen 
wird, so konnte ich diesen Zeitpunkt bei der voraussichtlich nur noch kurzen 
Dauer des Provisoriums in Deutschland nicht abwarten. Ich habe dies 
dem Großherzog mitgeteilt und mich privatim bei ihm empfohlen. Da ich 
mit einem der nächsten Dampfschiffe nach Deutschland abreise, so werde 
ich demnächst die Ehre haben, meine Berichte mündlich zu ergänzen. 
In einem Briefe aus Neapel vom 11. April 1849 schreibt der 
Fürst der Prinzessin Amalie: „Mein Aufenthalt in Gasta in der Umgebung 
des vortrefflichen und edeln Papstes war sehr schön, und ich rechne ihn 
zu den erhebendsten Tagen meines Lebens.“ 
Noch in Gaêöta hatte der Fürst die Nachricht erhalten, daß König 
Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone abgelehnt hatte. „Damit war,“ 
  
1) Oesterreich, Frankreich, Spanien und Neapel.
	        
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