78 Aus den Jahren 1850 bis 1866
Nacht bei den Kamaldulensern zugebracht habe. Ich frühstückte daher und
ließ mir ein Pferd kommen, um hinaufzureiten. Der Weg ist ungefähr
drei Viertelstunden weit. Man reitet bei verschiedenen Landhäusern und
Gärten vorbei und sieht bei jedem Schritt, wie die Gegend sich weiter
und weiter ausbreitet. Bald sieht man Rom in der Ferne, dann das
Meer, rechts die Berge im Morgenduft, darunter die grünen Hügel von
Tivoli. Nun ist man auf der Höhe, und vor mir lag das Kloster der
Kamaldulenser. Ein weißgekleideter Portier begrüßte mich und führte mich
zu dem Prior, wo ich Gustav und noch einen der Mönche fand. Nur
der Prior und dieser Mönch sprechen und zeigen sich, die andern leben
in ihren Häuschen als Einsiedler und versammeln sich nur um Mitter-
nacht, um im Chor zu singen. In dem großen Zimmer saßen wir um
einen Kamin; es war ziemlich kalt. Durch die Wärme des Feuers
hatte sich ein Skorpion anlocken lassen und spazierte zu meinen Füßen,
der Prior faßte ihn aber alsbald mit einer Feuerzange und warf
ihn in die Flammen. Nach einiger Konversation schlug man mir vor,
das Kloster und die Kirche anzusehen, was, ich mit Vergnügen annahm.
Die Kirche bietet nichts Besonderes dar. Das Kloster besteht aus einer
Reihe kleiner Häuser, deren jedes von einem Mönche allein bewohnt wird.
Jeder Mönch hat darin ein Zimmer mit Bett und einigen Möbeln, daran
anstoßend ein kleines Studierzimmerchen und jenseits des Ganges eine
Kapelle. Man zeigte mir auch die Kapelle, wo Gustav wohnt, wenn er
längere Zeit hier oben ist: ein hübsches Häuschen mit freundlichem Garten
und Aussicht auf die Gegend von Rom, Meer, Campagna.
Nachdem ich alles gesehen hatte und von dem Pater Lorenzo reichlich
mit Rosenkränzen beschenkt worden war, ritten wir, Gustav und ich, wieder
nach Frascati, besahen uns unterwegs die Villa Falconieri, die dem Kardi-
nal, dem letzten Falconieri, gehört und wo man interessante al fresco ge-
malte Familienporträts sieht. In Frascati setzten wir uns in Gustavs
Wagen und fuhren über Marino, wo wir den Dom besahen, nach Castel
Gandolfo. Hier stiegen wir am Garten aus und gingen durch die schat-
tigen Laubengänge nach dem päpstlichen Schloß. Das Innere ist recht
komfortabel für eine päpstliche Residenz. Interessant war mir das von
einem Neapolitaner gemalte Bild des Sturzes, den der Heilige Vater in
St. Agnese gemacht hat, wo alle Unglücksgefährten des Papstes porträtiert
sind. Ich sah auch Gustavs Zimmer mit der schönen Aussicht auf den
See. Von hier gingen wir hinunter nach Albano, aßen dort in der „Post“
zu Mittag und ritten nach Tisch über Ariccia nach Genzano, wo wir in
dem schönen Park der Cesarini umherwanderten. Dann ritten wir wieder
nach Albano. Es war ½6 Uhr und wir eilten deshalb nach Hause. Der
Kutscher des Vatikans brachte uns auch in weniger als zwei Stunden im