Aus den Jahren 1850 bis 1866 83
1. auf die Unberechenbarkeit Napoleons III.,
2. auf die politische Unfähigkeit, Grobheit und Unwahrheit des öster-
reichischen Kabinetts,
3. auf den Aerger des John Bull, der durch die Pariser Winkelzüge
seinen Handel beeinträchtigt sieht und nicht übel Lust hat, wenn es doch
Geld kosten soll, die unbequeme Wirtschaft nun alsbald abzutun, endlich
4. auf den Haß der Russen gegen Oesterreich, die die Haltung Oester-
reichs zur Zeit des orientalischen Kriegs mit einem Aderlaß in Italien
rächen möchten.
Daraus folgt also, daß der Krieg zwar für den Augenblick vermieden
werden kann, daß er vielleicht vertagt werden wird, daß er aber sehr
wahrscheinlich über kurz oder lang kommen wird.
Der Herzog von Koburg ist hier und agitiert für die Versöhnung.
Da er ein rühriger Mann ist, so kann er jedenfalls nützlich wirken
26. Februar 1859.
Preußen befindet sich jetzt in einer besonders günstigen Lage. Seine
innere Politik hat ihm die öffentliche Meinung in Preußen und Deutsch-
land gewonnen. Oesterreich ist in einer gefährlichen Lage: die deutschen
Mittelstaaten und Kleinstaaten sehen auf Preußen als den eigentlichen
Führer in der schwierigen Zeit. Dies wissen die Herren hier sehr gut.
Fürst Hohenzollern wird sich auch sehr wenig um die Kleinstaaten bekümmern,
sondern ruhig seinen Weg gehen. Man mißbilligt hier die kriegerischen
Worte in den süddeutschen Kammern.
8. März.
In der Zwischenzeit ist es Oesterreich gelungen, in den süddeutschen
Ländern die öffentliche Meinung für den Krieg zu stimmen. Preußen da-
gegen hat sich ziemlich isoliert, indem es auf seine Gewalt pocht. Es hatte
sich eine Annäherung an Frankreich und Rußland fühlbar gemacht, die
von den Oesterreich feindlichen Preußen ausgebeutet wurde und die Re-
gierung in die gefährliche Lage eines möglichen Bündnisses mit Frankreich
drängte. Die Friedensnachrichten haben Preußen aus dieser Gefahr gerettet.
Die österreichische Zirkulardepesche vom 22. Februar sieht man als eine
Drohung an und ist darüber mißgestimmt. Jetzt ist Preußen durch den
Frieden in die Lage versetzt, wieder einzulenken, und die öffentliche Meinung
wird sich beruhigen, die in den letzten Tagen anfing, sich gegen Preußen
zu wenden. Es scheint übrigens, daß man die Lust nach der Hegemonie
in Deutschland noch immer verspürt. Die Neigung zu einer sogenannten
Gothaischen Politik ist vorhanden, und es ist nicht unmöglich, daß sich
dies demnächst noch deutlicher zeigen wird. Die Stellung der Mittelstaaten
und Kleinstaaten wird recht schwierig.