10 Pardeffus — Parentelenordnung.
waltung der Frau vorbehaltenen bona receptitia. Zu den letzteren und nicht zum
Paraphernalgut im engern Sinne gehört, was die Frau dem Mann durch Rechts-
geschäfte, z. B. darlehnsweise kreditirt. — Für das ihm anvertraute Paraphernal=
gut haftet der Ehemann als Verwalter, er vertritt jedoch nur wie bei der dos
diligentia quam suis rebus. Das Rückforderungsrecht ist durch ein gesetzliches
Pfandrecht gesichert. — Was übrigens eine Ehefrau als ihr Eigenthum in Anspruch
nimmt, hat sie trotz ihres Besitzes dem Ehemann und dessen Gläubigern gegenüber
als ihr Eigenthum zu beweisen. Das ist die Folge der sogen. praesumtio Muciana,
die von Einigen mit Unrecht auf das beschränkt wird, was sich im Hause des
Mannes befindet. — Die modernen Kodifikationen, welche wie die Preußische und
Sächsische auf dem System des maritalischen Nießbrauchs am ganzen Vermögen der
Frau beruhen, kennen den Gegensatz von Dos und P. nicht. An die Stelle des-
selben tritt der des eingebrachten und vorbehaltenen Guts, welches letztere in gesetz-
lich und vertragsmäßig vorbehaltene Gegenstände zerfällt. Das Oesterreichische Recht
entspricht dem Gemeinen. Ebenso kennt das Französische Recht in der nicht güter-
gemeinschaftlichen Ehe Paraphernalgut der Frau, über welches dieselbe frei verfügen
kann; soweit es in Liegenschaften besteht, jedoch nur unter Zustimmung des Ehe-
manns oder des Gerichts.
Quellen: Cod. de pactis conventis super dote — et paraphernis 5, 14. — I. 51
D. 24, 1. — Preuß. Allg. LR., II. 1 §§ 205 ff. — Sächs. BGB. 8§§ 1640, 1680. —
Oesterr. BGB. 8§ 1237 ff. — Code civ. art. 1574—80. Eccius.
Pardessus, Jean Marie, 6 11. VIII. 1772 zu Blois, 1809—1830 Prof.
an der Rechtsschule zu Paris und seit 1821 zugleich Rath am Kassationshof,
+27. V. 1853.
Schriften: Traité des servitudes suivant les principes du code civil, Blois 1806;
S. éd. 1838. — Traité du contrat et des lettres de change, Par. 1809. — Eléments de
jerisprudenee commerciale, Par. 1811. — Cours de droit commerciel, Par. 1813—16;
6. éd. par E. de Rozière, Par. 1856, 57 (deutsch von Schiebe, Lehrb. des H. R. nach
Pardessus. Leipz. 1838; italien. Venez. 1838), enth. in der 2. éd. 1821 auch: Discours sur
origine et les progres de la législ. et de la jurispr. commerc., sowie Bibliothèeque de
jurispr. Commerc. — Collection des lois maritimes antérieures au 18ieme siecle, Par.
1828—45 (Bd. 1. II. erschien besonders als: Us et coutumes de la mer, Par. 1847). —
Mémoire sur les différents rapports, sous lesquels Päge était considéré dans la Iégisl.,
Rom. 1838. — Origine du droit coutumier en France, Par. 1839. — La loi Salique, Par.
1843. — Organisation judiciaire depuis Hugues Capet jusqufa Louis XII., Par. 1851. —
Er gab Collection des ordonnances des rois de France, tome XXI, 1849; ferner Bré-
quigny's und La Porte du Theil’'s Diplomata, Chartae, epistolae, leges aliaque in-
strumenta ad res Gallo-Francicas spectantia, Par. 1846—49, u. die Schriften d'Aguesseau’s,
Par. 1819, heraus.
Lit.: Goldschmidt, Handbuch des H.R., Bd. I. 2. Aufl., Erl. 1874, S. 8, 9, 217. —
Rewue critique de Ilégisl. et de jurispr., 1857, t. X. p. 472—474. — Rozieère, Notice vor
der 6. Aufl. d. Cours de droit comm. — Pardessus, sa Vie et ses Oeuvres, par Henry
Eloy, Par. 1868. — Stobbe, Rechtsquellen, I. 250. — Naudet, Jotice hist. lue à
F Academie, 1855. — Du Saussois, J. M. P., Paris Lyon 1878. — Le tribunal et la
cour de Cassation, 1879, p. 209—211. Teichmann.
Parentelenordnung (Linealgradualsystem, Th. I. S. 511). Die
Intestaterbfolge wird im Wesentlichen durch die Verwandtschaft bestimmt. Der
Begriff der Verwandtschaft beruht aber darauf, daß zwei Personen entweder von
einander oder von einem gemeinschaftlichen Dritten abstammen. Um die Verwandt-
schaftsnähe zu bestimmen, rechnet das Röm. Recht nach Graden in der Weise, daß
es die Zahl der Zeugungen zählt, die zwischen den Personen liegen, deren Verwandt-
schaft berechnet werden soll. Die Römische Erbfolge ist eine Gradualerbfolge insofern
als im Allgemeinen der nähere Verwandte dem entfernteren vorgeht. Doch ist dieses
Gradualprinzip nie zur reinen Durchführung gekommen, sondern es wurde die Erb-
folge noch durch andere Momente bestimmt. Nach Just. Recht gelangt dasselbe nur
innerhalb eines entfernteren Verwandtenkreises zur vollen Geltung.