Schiedsrichter. 551
Gemeindeangelegenheit. Auch die Wahl erfolgt durch die Gemeinde= bzw. Kreis-
vertretung auf drei Jahre, unterliegt aber der Bestätigung durch das Präsidium des
Landgerichts. Letzteres vereidigt den S. und führt auch über ihn die Aufsicht, wäh—
rend eine Enthebung vom Amt durch den ersten Civilsenat des Oberlandesgerichts
erfolgt. Jeder S. erhält einen Stellvertreter.
Die Voraussetzungen für die Fähigkeit eines S. sind geringfügige: dreißigstes
Lebensjahr, Wohnsitz in dem S. bezirk, Unbescholtenheit. Eine Ablehnung kann nur
aus Gründen erfolgen, welche im Allgemeinen dieselben wie für die Ablehnung des
vormundschaftlichen Amts sind. Beamte bedürfen zur Annahme die Genehmigung
ihrer vorgesetzten Behörde. Ungerechtfertigte Ablehnung zieht für den Zeitraum von
3 bis 6 Jahren eine um ½ bis ¼ erhöhte Heranziehung zu den Gemeindeabgaben
nach sich. Eine Enthebung erfolgt bei Wegfall der für die Berufung erforderlichen
Voraussetzungen oder aus sonst erheblichen Gründen.
III. Das Amt des S. ist ein Ehrenamt, es wird unentgeltlich verwaltet.
Während der Verwaltung haben die S. alle Rechte eines Beamten (z. B. Rötraf-
GB. § 190).
Quellen: Code civ. art. 48—58. — RötrafPO. § 420. — RCPO. 8§ 570—573, 268,
471. — Allgemeine Schiedsmannsordnungen sind egangen: Preußen, Ges. vom 29. März
1879 (Ges. Samml. S. 321); Waldeck, Ges. vom 29. März 1879 (Reg. Bl. S. 87); Weimar,
Ges. vom 27. März 1879 und vom 9. März 1875 (in der die Ausführung der Reichsjustiz-
gesetze umfassenden besonderen Sammlung S. 52); Meiningen, Ges. vom 17. Juni 1879
(Samml. der landesherrl. VBerordn. S. 105) und Schiedsmannsordnung vom 24. Juni 1879
(a. a. O. S. 158); Altenburg, Schiedsmannsordnung vom 19. April 1879; Koburg-
Gotha, Schiedsmannsordnung vom 27. April 1879 (Gem. Ges. Samml. Nr. 371); Anhalt,
Friedensrichterordnung vom 10. Mai 1879 (Ges. Samml. S. 541); Lippe-Detmold, Schieds-
mannsordnung vom 26. Juni 1879 A(Ges. Samml. S. 696); Schwarzburg-Sonders-
hausen, Ges. vom 17. Juli 1857 und Nachtragsges. vom 17. Mai 1879 (Ges. Samml. S. 107);
Reuß j. L., Friedensrichterordnung vom 12. September 1879 (Ges. Samml. S. 123). —
Ausführungsvorschriften zur StrafPO. § 420: Bayern, Bekanntmachung vom 5. August
1879 (Just. Min. Bl. S. 369—371); Sachsen, Verordn. vom 16. Mai 1879 (Ges.= u. Verordn. Bl.
S. 209 ff.); Württemberg, Gesf. zur Ausführung der StrafPO. vom 4. März 1879 § 6
(Reg. Bl. S. 50 ff.); Baden, Verordn, vom 11. Sept. 1879 (Ges.= u. Verordn. Bl. S. 639);
Mecklenburg-Schwerin, Verordn. vom 28. Mai 1879 §§ 2—4 (Reg. Bl. S. 333);
Mecklenburg-Strelitz, Verordn. vom 28. Mai 1879 §§ 2—4 (Offiz. Anz. S. 307);
Hessen, Ges. vom 9. Juni 1879 Art. 4 (Reg. Bl. S. 331); Oldenburg, Verordn. vom
10. April 1879 Art. 8 (Ges. Bl. S. 352); Braunschweig, Bekanntm. vom 30. Aug. 1879
(Ges.= u. Verordn. Bl. S. 509); Schwarzburg-Rudolstadt, Ges. vom 17. März 1879
(Ges. Samml. S. 83); Hamburg, Ges. vom 13. Juni 1879 (Hirsch, Sammlung der Aus-
führungsgesete zu den Rzust.Ges.); Lübeck, Verordn. vom 12. Febr. 1879 (Samml. der Ver-
ordnungen Nr. 10); Bremen, Ges. vom 25. Juni 1879 (Ges. Bl. S. 195); Elsaß-
Lothringen, Verordn. vom 13. Juni 1879 §§ 18—20 (Ges.Bl. für Elsaß-Lothr. S. 61).
Lit. der Preuß. Schiedsm. Ordn.: Bemerkenswerth die Kommentare von Florschütz,
FZander, Eberty, Turnau. — Ferner Sydow, Preuß. Ausführges. 1879, B.— 268—286
.XIV. — Struckmann u. Koch, Die Preuß. Ausführges. mit kurzen Erläut., S. 379
bis 406 N. XIX. — Kayser, Die RJust. Ges. und die für das Reich und in Preußen
erlassenen Ausführungs= und Ergänzungsgesetze. Mit Anmerkungen 2. Aufl. 1880, X. S. 833
bis 846. Kayfser.
Schiedsrichter (recepti arbitri) sind die von den Parteien laut Uebereinkunft
ernannten Privatpersonen, welche unter jenen an Stelle der staatlichen Richter einen
Rechtsstreit entscheiden sollen. Zur Herbeiführung eines Schiedsspruches ist zunächst
ein Vertrag unter den Parteien (compromissum) und sodann eine Vereinbarung
dieser mit dem erwählten S. (receptum arbitrium) erforderlich. Im Röm. Recht
hatte der Schiedsspruch (laudum) nicht die Kraft eines öffentlichen Urtheils, sondern
erzeugte nur eine Klage auf die etwa stipulirte Strafe. In einigen Fällen erklärte
zwar Justinian schon den Schiedsvertrag durch Klage erzwingbar (I. 4, 5 C. 2, 56;
Nov. 82 c. 11), aber erst das Gemeine Recht stellte den Schiedsspruch dem Urtheile
des öffentlichen Richters gleich. (Vgl. RAbsch. v. 1594 §§ 65, 66.) Von hier war