Full text: Rechtslexikon. Dritter Band. Erste Hälfte. Pachmann - Stöckhardt. (2.3.1)

Selchow — Sell. 669 
Oesterreich wurde diese Frage bejaht. Selbstverletzung aus Unbedachtsamkeit ist 
ausgeschlossen. Nach dem Oesterr. Mil. StrafGB. begeht das Verbrechen der Selbst- 
beschädigung, wer nach abgelegtem Diensteide durch Verstümmelung seines Körpers 
oder durch geflissentliche Hervorbringung einer Krankheit zum Militärdienste sich 
untauglich zu machen und dadurch seine Entlassung zu bewirken trachtet. Die 
schwere Kerkerstrafe richtet sich nach dem Erfolge. Nach ausgestandener Strafzeit 
ist auszusprechen, ob die betreffende Militärperson noch zu irgend einer Dienstleistung 
bei einer Heeresanstalt geeignet sei. Bei gänzlicher Dienstuntauglichkeit des Selbst- 
beschädigers tritt die Nebenstrafe der Stellung eines Ersatzmannes ein. Die fakul- 
tative Androhung der Ehrenfolgen rechtfertigt sich bei diesem Delikt durch die Er- 
wägung, daß dasselbe nicht immer aus ehrloser Gesinnung, sondern auch aus Rück- 
sichten für hülfsbedürftige Eltern 2c. begangen werde. Sachsen faßte dieses Delikt aus. 
dem Gesichtspunkt einer strafbaren Hinterziehung der Leistung der Militärpflicht auf. 
Wer sich durch Spiel, Trunk, Müßiggang erwerbsuntauglich macht, verfällt dem 
§ 361, Z. 5 des Deutschen Strafe#B., insofern er mittels der Selbstbeschädigung 
ihm obliegende Unterhaltungspflichten verletzt. 
Gsbg. u. Lit.: v. Holtzendorff, Handb., III. § 39. — Hälschner, Gem. d. Strafr. 
1881, S K — Keller, Militärstrafgeset, 1873. I c Straf Ges. 113. — Oppen- 
hoff. 230. — v. Helldorff, Dienstvorschriften der Preuß. Armee, 1865, S. 62. — Puchelt, 
rgänzende Gesetze der Badischen Gesetzgebung, 1868, S. 153. — Rüdorff, Deutsches Militär- 
grseete 1812. — Dagegen Rubo, Komm. über das Straf GB., 1879, S. 635. — Komm. der 
Km 142—53, v. Schwarze, S. 365 ff. — Gerichtssaal, 1857, I. 139. Hbner, Oesterr. 
3 1878. Wahlberg. 
Selchow, Joh. Heinrich Christ., 5 1732 in der Mark Brandenburg, 
wurde 1757 ordentl. Prof. in Göttingen, 1764 Beisitzer der Juristenfakultät, 1770 
Hofrath, 1 1795. 
Schriften: Elem. antiquit. jur. Rom. publ. et priv., Gott. 1756. — Elem. bist. jur. 
univ. per Germ. obtinentis, Gott. 1759, (deutsch Götting. 1767. — IAnstit. jurispr. Germ., 
Gott. 1757. — Elem. jur. Germ. priv. hod. ed. 2. Hannov. 1762, 8. 1795. — Grundsätze 
d. W.R., Gött. 1758, 1777.— Anfangsgründe d. Braunschweig- Lüneb. Privatrechts, Gött. 1764.— 
Electa jur. publ. et priv. Germ., Lips. 1771. — Grdriß. d tentschen R. gesch., HGätt. 1775.— 
Einl. in den Maichshofrath-pre, Lemgo 1778—1789. — Mag. f. d. Deutsche R. und Gesch., 
Gött. Lemgo 1779. 
Lit.: Pütter, II. 22—24. Teichmann. 
Selden, John, 5 1584 zu Salvington (Sussex), trat mehrfach im Parla- 
mente gegen die Regierung auf, wurde zweimal gefangen gesetzt, saß 1640 im langen 
Parl., y 1654. „Gloria Britanniae.“ 
Scriften: History of tithes, that is the practice of payment of them, 1618, 1680.— 
Mare clausum sive de dominio maris libri duo, 1636.— Diss. historica ad Fletam. — Notes. 
Oon Fortescue. — De uxore ebraica s. de mpt. et divort. ex jure civ. i. e. divino et 
talmudico, Lond. 1646. — De jure nat. et gentium juxta discipl. Ebraeorum, London 
1640 Asgent, 1665. — Table Talk, 1689. — Opera, Lond. 1726. 
Hinrichs, Gesch. d. R.= u. Sigatsbrinsfien 1848, I. 107—114. — Gessner, 
Droi it neutres, 1865, p. 14. — Schulte, Geschichte, III. b 271. — Franck, Les 
réformateurs et publicistes de PEurope, 17. siccle, Paris 1881. — Calyo (3) I. 39. 
Teichmann. 
Sell, Georg Wilh. Aug., § 1804 zu Darmstadt, wurde 1830 Privat- 
dozent in Gießen, 1834 Prof. in Zürich, 1841 in Gießen, F 25. III. 1846. 
Schriften: Ueber das Recht des correus debendi vor dem anderen correus, Gießen 
1830. — Vers. im Geb. d. Civilrechts, Göttingen, 1833, 34. — Abh. in der Zeitschr. für 
Civilrecht u. Prz. v. Linde, III. Heft 2. 3. Er gründete mit seinem Bruder Karl Sell 
die Tahrbücheef. hist. u. dogm. earb. d. Röm. Rechte Braunschw. 1841—44. 
: N. Nekr. d. Deutschen, Bd. XXIV. S. 201, 202. Teichmann. 
Len Karl, 8 20. VII. 1810 zu Darmstadt, Bruder d. Vor., studirte in 
Gießen und Heidelberg, habilitirte sich 1834 in Gießen, bald außerord. Prof. das., 
1839 als ordentl. Prof. nach Bonn berufen, 1854 Geh. Justizrath, ## 23. VII. 1879. 
Schriften: De condictionibus quaestiones duae, Darmst. 1834. — Die Recuperatio 
der Römer, Braunschw. 1887. — De suris Rom. nexo et mancipio, Brunsv. 1840. — Röm.
	        
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