1006 Vangerow — Variationsrecht.
bindende Kraft der Verträge abhängt, wird bei gezogenen Wechseln promissory
notes und einigen anderen Handelspapieren präsumirt. Unwiderleglich ist
dieselbe bei besiegelten Schuldverschreibungen (dee4s) und es bleibt nur die An-
fechtung „kor fraud“ gestattet. Andererseits muß bei „contracts in restraint of
trade“ eine wirkliche causa nachgewiesen werden — Inländische Wechsel dürfen
übrigens nur dann mangels Zahlung protestirt werden, wenn sie die Angabe ent-
halten, daß sie gegen Entgelt gezogen sind (expressed to be for Value received). —
Unter V. versteht man auch die Währung (s. d. Art. Geld, Münzwesen)
und spricht demzufolge von Papier-V., fiktiver oder imaginärer V., Bank= oder
Wechsel-V. Von der Beschaffenheit der V. ist der Werth der in dem betreffenden
Lande zahlbaren Forderungen abhängig. Die V. spielt daher eine wesentliche Rolle
bei der Höhe der Wechselkurse. Die Währung des Zahlungsorts ist die sog.
feste V., diejenige, in welcher der Preis der festen V. ausgedrückt wird (d. h. des
Platzes, wo der Wechselkurs notirt oder auf welchen gerechnet wird), die veränder-
liche V. Bei gleicher V. richtet sich der Wechselkurs nach anderen Momenten
(Verhältniß des Angebots zur Nachfrage, Höhe des Diskonts).
Lit.: Windscheid, Pand., II. §§ 330, 372. — Sintenis, Prakt. Gem. Civ. Recht,
3. Aufl. II. S. 261 ff. — v. Holzschuher, Theorie u. Praxis d. gem. Civ.Recht, 8 Aufl., Il
S. 136, 318 ff. — v. Hahn, Komment. zum HGB., 2. Aufl., II. S. 131 ff. — Anschü
v. Völdernborfft GB., III. S. 121 ff. — Gareis, N. S. 289, 454, 455, 66.
4. — Thöl, H. R., 6. Aufl. S. 213. — Endemann, HR. Auifl. S. 402. 407, 457,. 501,
Koch, Ueber Verpflichtungsgrund und Valutenbekenntniß nach H.N., in Gold-
schtnid!). 5½5 Zeitschr, für das ges. H. R., S. 428 ff.; xDer Zur Lehre von der
causa obl. nach Preuß. Recht, in Srsn. 3 Beitr., S. 230 ff.; Derselbe, Aner-
kennungsvertrag und cautio indiscreta, in Behrend's Sue für Gesetzgebung 2c., III.
284 ff. — Dernburg, Preuß. Privatrecht, II. § 15. — Förster, Prrut Privattecht,
S. 609, 638, 653, 664; II. S. 126, 243; III. S. 393. — Entsch. des . VII.
v VIII. 431: Xll. S. 211:; XIII. S. 78. — Goldschmidt, Landsic des H.R., I. r
S. 11109 ff., 117½ ff. —Best, A treat. on the princ. of eridence, 4. ed. (1866) p. 302 S.,
420, 539. — Smith, Merc. law, 9. ed. (Dowdeswill) 1177 p. 268 ss. R. Koch
. o.
Vangerow,KarlAdolfvon,65.VI.18083uSchiffelbachbeiMar-
burg, wurde 1830 Doktor, habilitirte sich zu Ostern desselben Jahres in Marburg,
wo er 1833 zum außerordentlichen, 1837 zum ordentlichen Professor ernannt wurde.
Herbst 1840 folgte er einem Rufe nach Heidelberg an Thibaut's Stelle, wo er,
1842 zum Hofrath, 1846 zum Geheimen Hofrath und 1849 zum Geheimen Rath
ernannt, bis zu seinem am 10. X. 1870 erfolgten Tode mit dem größten Er-
folge lehrte.
Schriften: Comm. ad 1. 22 § 1 C. de jure deliberandi, Marp. 1830. — Ueber die
Latini Juniani, Marb. 1833. — Leitfaden für Pandetenvorlesungen, Marb. 1837, verändert
in den späteren Aufl. in: Lehrb. der Pandekten, Marb. u. Leipz., 7. Aufl. 1863, 1866, N. A.
8. — De furto concepto ex lege XII. tabularum, Heidelb. 1845. — Ueber die lex
Voconia, Heidelb. 1864. — Er schrieb mehrere Kritiken für die Richrer'schen Jahrbb. und
viele 1thandl. für das Archiv für civil. Praris gaessen Mitherausgeber er seit 1841 war.
Lit.: Arch. für civil. Praxis, Bd. 53 3. — Rivier in Revue de droit inter-
naticnet 1871, p. 146—150; Derselbe 5. lntrod. historique 1881, p. 629. — In
memoriam! Vangerow u. Mohl, München 1876. — Archivio giuridico VI. 208.
Teichmann.
Variationsrecht (jus variandi) des Patrons ist im katholischen
Kirchenrecht die Befugniß des Patrons, auf die erledigte Pfründe innerhalb der
Präsentationsfrist dem kollationsberechtigten Oberen (also für die Regel dem Bischof)
außer dem zuerst vorgeschlagenen noch andere Kandidaten nachzupräsentiren. Das
Recht steht indessen nur dem Laien-, nicht dem geistlichen Patron zu. Nach der
überwiegenden Ansicht der Kanonisten hat der Obere in einem solchen Fall das
Recht, unter den mehreren ihm vorgeschlagenen Kandidaten auszuwählen (sog. variatio
cumulativa), während eine andere Meinung dahin geht, daß mit der Nachpräsentation