Dritte Berathung. Generaldebatte. Schulze. 347
rmfuisse aus die Konzession und Zustimmung des Volkes gebrauchen, um
die Rechte des Volkes zu sichern. Ich habe noch immer, weun ich die
Geschichte der freien Verfassungen gelesen habe, gefunden, daß die Völker,
die zu Etwas gekommen sind, dies vortrefflich verstanden haben, und, in
demselben Augenblicke, wo die Regierungen Konzessionen von ihnen ver-
langten, diese nicht anders ertheilten, als daß sie zugleich die Bedingungen
aufftellten, welche ihre Rechte und ihre Interessen den Regierungen ge-
genüber sicherten. (Hört! Hört! Sehr wahr! links.) Das ist versehen
werden bei uns, und die gewiß von sehr patriotischem Standpunkte aus
von vielen alten Freiheitskämpfern gemachten Konzessionen ohne ein solches
Aequivalent haben die Regierungen in die Meinung versetzt: nur, wenn
wir mit den Fragen so, wie jetzt, an die Herren herantreten, da beißen sie
dech an! Das ist so; einige Schuld, glaube ich, liegt doch auf dieser
Seite. Endlich komme ich auf die Vertrauensfrage. Ja, meine Herren,
ich bin ja auch gar nicht ohne Vertrauen, — durchaus nicht ohne Vertrauen,
auf das Volk, ohne Vertrauen auf das künftige, aus ganz Deutschland zusammen-
tretende Parlament, — an dem fehlt es mir, bei Got#, nicht; ich gebe auch
nicht Alles verloren; wer sollte denn das, — wenn wir auch jetzt so
wenig zu Stande bringen? Aber, meine Herren, wenn wir auf das deutsche
Parlament zu dem weiteren Ausbau unserer Zustände hin verweisen und
sagen: nun, was wir eben nicht haben, das wird ja kommen durch dessen
Eingreifen, so sage ich Ihnen doch: ist denn das der Weg dazu, wenn wir
diesem künftigen deutschen Parlament eben durch die Annahme der jetzigen
Verfassungsbedingung geradezu seine Wirksamkeit in vielen Dingen ver-
schließen: Wir müssen doch dem künftigen deutschen Parlament, soweit wir
konnen, dann die Sachen unbeengt und ungehemmt übergeben, die wir nicht
ausmachen können oder nicht ausmachen wollen. Aber ein solches Parlament
mit Hindernissen schaffen, wie sie die jetzigen Verfassungsänderungen be-
dingen, — ja, meine Herren, was heißt denn das? Wir weisen die Sache
auf ein künftiges Parlament, und wir verschränken demselben mit allen
moglichen künstlichen Verklausulirungen überhaupt die Möglichkeit, etwas
daraus zu machen!? (Sehr wahr! links.) Ja, meinc Herren, ich vertraue
weiter auf den Geist des Volkes und ich vertraue auf die Geltendmachung
der tiefen Bedürfnisse unserer nationalen Entwickelung wie Einer unter
Ihnen. Ich habe in Jahren hoffnungsloser Zustände, ehe die großen Er-
eignisse unserer Tage uns die äußere Möglichkeit der nationalen Einigung
so nahe brachten, auf diesen Geist vertraut, und mit vielen Freunden, die
unter Ihnen sitzen, dahin gewirkt, das nationale Bewußtsein und diesen na-
tionalen Geist, die uns jetzt sehr zu statten kommen, zu heben. Aber, meine
Herren, wenn dann das geschieht, wenn das endlich eintritt, daß die bem-
menden Schranken vor diesen großen Impulsen fallen, dann können wir,
meine Herren, durch das, was wir jetzt geschaffen haben, uns, bei Gott,
nicht das Verdienst davon beimessen. Im Gegentheil, unsere Arbeit in