Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Herrmann. Hillem. 417 
des durch die Natur der Verhältnisse gewordenen Ganzen handle, dem er 
um mit Freuden zustimmen könne. Redner will diese seine Erklärung 
damit schließen, daß, wenn er jemals dankbar gewesen für das Vertrauen, 
das ihn hieher berufen, es in diesem Augenblick sei, wo dasselbe ihm die 
Mäglichkeit gebe, ein lautes und vernehmliches „Ja“ zu sagen, dem er 
gerne auch ein „Amen“ zufügen möchte, und gewiß werde die Eutwicklung, 
wie sie die Vorsehung herbeigeführt, unserem Volke dann zum Segen ge- 
reichen, wenn es in sittlicher Kraft und politischer Einsicht im Stande sei, 
die Güter auch wirklich zu würdigen und gut zu verwalten, die ihm durch 
riese Verträge dargereicht werden. 
v. Hillern’) begrüßt ebenfalls mit erhobenem Herzen das vorliegende 
Vertragswerk, aber nur als eine Abschlagszahlung auf die greoße Schuld, 
die erst getilgt erscheine, wenn die Reichsgewalt mit den nöthigen Hoheits- 
rechten sich in gleicher Weise über alle einzelnen Staaten erstrecke, um so 
jete Senderpolitik auszuschließen. Dies wäre geschehen durch einfachen 
Beitritt zur Norddeutschen Bundesverfassung. Voll und ganz, wie der 
Edle giebt, habe unser erhabener Landesfürst seine Opfer gebracht. Anders 
Bürtemberg und vorzugsweise Baiern. Das wichtige Bundes-In- 
digenat bleibe stehen an den Grenzpfählen Baierns. Sein geschlosse- 
ner Heerkörper, sein gesondertes Verkehrswesen, seine eigene diplo- 
matische Vertretung seien lauter Dinge, die die Reichseinheit zu ge- 
füährden drohen, zur Sonderpolitik führen können. Er wolle keinen Arg- 
wehn hegen für jetzt, allein Verfassungen mache man nicht mit Rücksicht 
auf bestimmte Personen — es können verhängnißvolle Momente in der 
deutschen Geschichte wiederkehren und für solche wäre es gut, wenn für 
die einzelnen Staaten keine Wahl mehr bestehe, — die Schiffe verbrannt 
seien, die sie vom gemeinsamen Vaterland wegführen können. Also nur als 
Abchlagszahlung könne er die Verträge auffassen, das zu erreichende Ziel 
sei, daß die Centralgewalt mindestens mit der Stärke ausgerüstet werde, 
wie die Nerddeutsche Verfassung sie biete. Dieses Ziel, das Ziel der na- 
tionalen Partei, werde erreicht werden; dafür bürge die nationale Bewe- 
gung, dafür der Staatsmann, dessen geniale Eutwürfe nur durch die 
Sickerheit seiner Mittel übertroffen werden, dafür endlich das erlauchte 
Geschlecht, das dem Boden Süddeutschlands entsprossen, dessen Vorzüge 
mit den Tugenden der nerddeutschen Stämme in wunderbarer Mischung 
vereinigend, von der Vorschung berufen sei, die Einheit Deutschlands zu 
gründeu und den Glanz der alten Kaiserkrone zu erneuern. Der wieder 
erstandene Deutsche Kaiser werde, so Gott will, vor keinem Reichsfürsten 
niederknien. 
  
“, S. 20 l. m. 
Na-alie#s III. 27
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.