Nun lassen Sie mich zurückgreifen auf die Verhältnisse, wie sie
im ersten Abschnitt des Krieges entstanden und sich entwickelten.
Diesen Verhältnissen, d. h. der zunächst bestehenden Arbeitslosig—
keit, mußten sich alle Maßnahmen der Behörden und des Wirt—
schaftslebens anpassen. Wir haben, um der Arbeitslosigkeit zu
steuern, eine Reihe von Maßnahmenergriffen, die, für sich genommen,
das Gegenteil einer rationellen Ausnutzung der Arbeitskräfte sind.
Es ist den Herren bekannt, daß wir für gewisse Betriebe, namentlich
für die Textilindustrie, die Verwendung von arbeitersparenden
Maschinen verboten haben, daß wir für gewisse Tage in der Woche
die Arbeit untersagt haben, daß wir für die übrigbleibenden Tage
die Arbeitszeit verkürzt haben — das alles zum Zweck, um die
Arbeit zu „strecken“, um für diese Betriebe, die in erster Oinie durch
die Arbeitslosigkeit betroffen waren, namentlich durch den Roh-
stoffmangel, den Arbeitern nach Möglichkeit die Existenz zu er-
halten und zu ermöglichen. Dazu kam dann die Käücksicht auf den
künftigen Abergang in die Friedenswirtschaft. Hier handelte es sich
darum, diesen Industrien den notwendigen Stock von Arbeitskräften
zu erhalten. Das waren ARücksichten, die wir bisher nehmen konnten,
aber heute können diese Rücksichten nicht mehr bestehen. Heute ist
Krieg das Oosungswort. Heute ist es nichts anderes als die eine
Rücksicht darauf, wie wir unseren Kämpfern draußen an der Front
das notwendige Kriegsgerät verschaffen, und wie wir in der Heimat
die Arbeit besorgen, damit das Volk die nötige Ernährung hat.
Heute dreht sich alles um die Frage: wie schaffen wir Munition
und wie schaffen wir Proviant?
Meine Herren, ich habe Ihnen vorhin angedeutet, in welchem
Maße unsere gesamte Wirtschaft sich bisher diesen großen Aufgaben
angepaßt hat. Selbstverständlich haben sich die verbündeten Re-
gierungen genau überlegt, ob man von dem bisherigen System der
Freiwilligkeit zu einem System gesetzlichen JZwanges übergehen sollz;
aber bei gewissenhafter Prüfung haben sich die verbündeten Regie-
rungen überzeugen müssen, daß allein mit den bisherigen Mitteln
der Freiwilligkeit die Aufgaben nicht zu lösen sind, die uns die
jüngste Entwicklung, die uns namentlich die Verwirklichung des so-
genannten Hindenburg-Programms in bezug auf Muni-
tionserzeugung stellt. Wir sind darauf angewiesen, jeden, der
arbeiten kann, mit dem Kopf oder mit der Hand, für das Vaterland
mobil zu machen, ob er will oder ob er nicht will. Es darf in dieser
15