Full text: Der Deutsche Krieg. 86. Heft Vaterländischer Hilfsdienst. (86)

organisierten Frauen doch auf gewisse Bedenken und erhebliche 
Schwierigkeiten stoßen, auf Bedenken, die jedermann ohne weiteres 
klar werden, wenn er die Sache einmal zu Ende durchdenken will. 
Dann aber liegt die Frage des Bedürfnisses doch bei den Frauen 
wesentlich anders als bei den Männern. Ich habe Ihnen vorhin 
die Zahlen der Arbeitsnachweise vorgeführt. Sie haben daraus 
ersehen, daß heute bei den Männern auf 100 offene Stellen 64 
Arbeitsangebote kommen, bei den Frauen immer noch 135. Beim 
Manne heißt es also: woher bekomme ich Arbeitskräfte für die 
Arbeit, die zu verrichten ist? Dagegen heißt es bei der Frau: wie 
schaffe ich Arbeit für die Frauen, die heute immer noch zu einem 
großen Teil vergeblich nach Arbeit suchen? 
Am die Frage beim Manne zu lösen, dafür haben wir das 
Gesetz über den vaterländischen Hilfsdienst; die Lösung bei der Frau 
dagegen liegt ausschließlich auf dem Gebiete der praktischen Maß- 
nahmen, in der zielbewußten und tatkräftigen Fortsetzung dessen, 
was bisher schon zum Ersatz der Männerarbeit durch Frauenarbeit 
geleistet worden ist. 
Meine Herren, auch bei den Männern sind wir uns ganz klar 
darüber, daß wir mit dem Zwange des Gesetzes allein nicht 
auskommen werden. Dazu gehört noch etwas anderes. Der General- 
feldmarschall v. Hindenburg hat es neulich in einem anderen Zu- 
sammenhange ausgesprochen: „Ohne Zwang geht es nicht; aber 
hinzukommen muß die tatkräftige, von vaterländischem Oflicht- 
gefühl geleitete DPflichterfüllung eines jeden einzelnen.“ Dieses 
Wort gilt auch für das vorliegende Gesetz. Deshalb stellen wir auch 
in der Durchführung des Gesetzes den Zwang nicht an den Anfang, 
sondern wir stellen den Zwang an das Ende. ZJeder, der zum vater- 
ländischen Hilfsdienst aufgerufen wird, soll sich zunächst freiwillig 
nach Arbeit umsehen, und erst wenn er innerhalb einer bestimmten 
Zeit keine Arbeit gesucht oder gefunden hat, kann ihm im Bereich 
des vaterländischen Hilfsdienstes eine Arbeit zugewiesen werden, 
die er dann annehmen muß. 
Aber, meine Herren, so sehr wir auf die Freiwilligkeit 
rechnen, und wenn auch jeder einzelne noch so sehr durchdrungen ist 
von dem, was er dem Vaterlande in den schicksalsschweren Stunden 
schuldig ist, auch damit reichen wir nicht aus. Wir brauchen außer 
der Pflicht und dem guten Willen eine ordnende und organisierende 
Tätigkeit allergrößten Stils, eine Steigerung alles dessen, was bis- 
Vaterländischer Hilfsdienst 2 17
	        
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