Full text: Der Deutsche Krieg. 86. Heft Vaterländischer Hilfsdienst. (86)

Entbehrungen sind und bleiben unerläßlich. Ich weiß, es ist ein 
schlechter Trost, wenn andere gleichfalls leiden. Aber wenn diese 
anderen unsere Feinde sind, mit denen wir in tödlichem Ringen 
liegen, dann wird dieser Trost schon etwas besser. In einem Kriege, 
der die ganze Wirtschaftskraft der Völker gegeneinander ansetzt, ist 
es keine müßige Frage, wie der andere steht. Genau wie für den 
Feldherrn das Maß der eigenen Streitkräfte für sein Urteil, für die 
Entscheidungen, die er zu treffen hat, nicht allein ausschlaggebend 
sein kann, genau ebenso steht es im Wirtschaftskriege. Gewiß, meine 
Herren, vom Hunger der anderen ist noch niemand satt geworden. 
Aber in diesem Wirtschaftskriege ist es uns nicht gleichgültig, zu 
wissen, ob unsere Feinde im Überfluß schwimmen oder ob sie darben. 
(Sehr richtigl) 
Darum gestatten Sie mir einen ganz kurzen Aberblick, einige 
ganz wenige Zahlen, die diese Verhältnisse beim Feinde beleuchten. 
Von unseren Gegnern ist England für drei WViertel bis vier Fünftel 
seines Bedarfs an Brotgetreide bekanntlich auf die überseeische Zu- 
fuhr angewiesen. Aber auch Frankreich und Italien haben auf 
Grund der letzten Ernte einen nicht unerheblichen Ausfall. Das 
Hauptversorgungsgebiet für unsere Feinde ist der Norden des ame- 
rikanischen Kontinents, die Vereinigten Staaten und Kanada; da- 
neben kommen Argentinien, Indien und Australien in Betracht. 
Rußland scheidet ja erfreulicherweise aus; die Dardanellen haben 
die anderen nicht aufbrechen können. 
Die Ernte in Nordamerika war nun im vorigen Jahre 
eine Rekordernte von nie gekannter Höhe. Dieses Jahr hat sie einen 
Absturz von gleichfalls nie bekannter Heftigkeit erlebt. Die Weizen- 
ernte der Vereinigten Staaten und Kanada betrug im Jahre 1915 
37½ Millionen Tonnen, im Jahre 1916 nur 21 Millionen Tonnen. 
Das sind 16 Millionen Tonnen weniger als im vorigen Jahr. Die 
Gründe sind ja bekannt: schlechte Witterung, Getreidekrankheiten, 
Mangel an Kalidüngung. Zu dem Ausfall in der Menge kommt 
noch der Ausfall in der Güte, so daß in Wirklichkeit das Ergebnis 
für unsere Feinde noch viel ungünstiger ist, als es nach diesen Jahlen 
den Anschein hat. 
Meine Herren, die Vereinigten Staaten und Kanada haben 
bisher in der Hauptsache die Zufuhr für Westeuropa bestritten, auf 
die Union und Kanada kamen von der großbritannischen Zufuhr, 
die uns ja in allererster Oinie interessiert, im Jahre 1914/15 nicht 
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