Entbehrungen sind und bleiben unerläßlich. Ich weiß, es ist ein
schlechter Trost, wenn andere gleichfalls leiden. Aber wenn diese
anderen unsere Feinde sind, mit denen wir in tödlichem Ringen
liegen, dann wird dieser Trost schon etwas besser. In einem Kriege,
der die ganze Wirtschaftskraft der Völker gegeneinander ansetzt, ist
es keine müßige Frage, wie der andere steht. Genau wie für den
Feldherrn das Maß der eigenen Streitkräfte für sein Urteil, für die
Entscheidungen, die er zu treffen hat, nicht allein ausschlaggebend
sein kann, genau ebenso steht es im Wirtschaftskriege. Gewiß, meine
Herren, vom Hunger der anderen ist noch niemand satt geworden.
Aber in diesem Wirtschaftskriege ist es uns nicht gleichgültig, zu
wissen, ob unsere Feinde im Überfluß schwimmen oder ob sie darben.
(Sehr richtigl)
Darum gestatten Sie mir einen ganz kurzen Aberblick, einige
ganz wenige Zahlen, die diese Verhältnisse beim Feinde beleuchten.
Von unseren Gegnern ist England für drei WViertel bis vier Fünftel
seines Bedarfs an Brotgetreide bekanntlich auf die überseeische Zu-
fuhr angewiesen. Aber auch Frankreich und Italien haben auf
Grund der letzten Ernte einen nicht unerheblichen Ausfall. Das
Hauptversorgungsgebiet für unsere Feinde ist der Norden des ame-
rikanischen Kontinents, die Vereinigten Staaten und Kanada; da-
neben kommen Argentinien, Indien und Australien in Betracht.
Rußland scheidet ja erfreulicherweise aus; die Dardanellen haben
die anderen nicht aufbrechen können.
Die Ernte in Nordamerika war nun im vorigen Jahre
eine Rekordernte von nie gekannter Höhe. Dieses Jahr hat sie einen
Absturz von gleichfalls nie bekannter Heftigkeit erlebt. Die Weizen-
ernte der Vereinigten Staaten und Kanada betrug im Jahre 1915
37½ Millionen Tonnen, im Jahre 1916 nur 21 Millionen Tonnen.
Das sind 16 Millionen Tonnen weniger als im vorigen Jahr. Die
Gründe sind ja bekannt: schlechte Witterung, Getreidekrankheiten,
Mangel an Kalidüngung. Zu dem Ausfall in der Menge kommt
noch der Ausfall in der Güte, so daß in Wirklichkeit das Ergebnis
für unsere Feinde noch viel ungünstiger ist, als es nach diesen Jahlen
den Anschein hat.
Meine Herren, die Vereinigten Staaten und Kanada haben
bisher in der Hauptsache die Zufuhr für Westeuropa bestritten, auf
die Union und Kanada kamen von der großbritannischen Zufuhr,
die uns ja in allererster Oinie interessiert, im Jahre 1914/15 nicht
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