Full text: Der Deutsche Krieg. 86. Heft Vaterländischer Hilfsdienst. (86)

dürfen nicht mit rauher, unerbittlicher Hand dazwischenfahren, um 
Existenzen zu vernichten; das ist ja nicht der Zweck des Gesetzes. 
Auch das Verpflanzen der Arbeiter kann nicht so erfolgen, 
daß morgen ein Befehl binausgeht: von Dirmasens gehen sound- 
soviel Schuster dahin und von Hlauen soundsoviel Textilarbeiter 
dahin. Auch das Werpflanzen kann nur als ultima ratio in Be- 
tracht kommen. Wir werden in erster Oinie bestrebt sein müssen, die 
Arbeit zu den Arbeitern hinzubringen. Das ist zuallermeist eine 
Maschinenfrage. Gelingt es, die nötigen Werkzeugmaschinen zu 
schaffen, so können wir das, gelingt das unserer Werkzeugmaschinen- 
industrie nicht, so müssen wir andere Maßregeln ergreifen, und dann 
kommt auch das Verpflanzen von Arbeitern in Frage. ODabei spielt 
die Wohnungsfrage eine besondere Nolle, die Fürsorge für Kinder 
und andere Wohlfahrtseinrichtungen. Das sind alles Aufgaben, 
die das Kriegsamt lösen muß in Verbindung mit der allgemeinen 
Aufgabe, die Industrie mit den nötigen Arbeitskräften zu versehen. 
Auch das Herausziehen der Hilfsdienstpflichtigen muß er- 
folgen auf Grund freiwilliger Meldungen, und wir denken wirklich 
nicht daran, nun einen Künstler aus einem Theater herauszuziehen 
und irgendwo in einen Betrieb hineinzusetzen, wo er höchstens zur 
Unterhaltung der Arbeiter dienen kann, 
(Heiterkeit) 
wo er aber nicht in der Lage ist, eine Granate zu drehen, oder 
auch irgendein gelehrtes Haus, 
(Heiterkeit) 
das aber furchtbar unpraktisch ist, irgendwohin zu stecken, wo es mit 
seinen unpraktischen Händen nur schaden kann. (Sehr gut!) 
Wir beabsichtigen auch nicht, eine Registrierung der Hilfs- 
dienstpflichtigen ähnlich wie bei der Aushebung; wir sehen keine 
Einschreibungen vor. Dazu wären ja viel zu viel Kräfte nötig. Wir 
würden uns ja eine unendliche Arbeit aufladen. Wenn wir später 
einmal, nach vielen Monaten, wenn sich die Sache erst eingelebt und 
weiter entwickelt hat, zu einem derartigen Verfahren kommen werden, 
so ist das etwas ganz anderes. Von vornherein werden wir aber 
nicht einfach sagen: Hier sind soundso viele Hilfsdienstpflichtige — 
her damit! —, wir stecken dich in irgendeinen Beruf hinein, gleich- 
viel, ob du willst oder nicht! 
Eine besondere Aufgabe im Rahmen des Gesetzes wird es sein, 
wie auch im Laufe der Debatte schon erwähnt ist, Wehr- 
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