Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

6 Die Beziehungen der Germanen zu den Römern. 
halter 9 nach Chr. in unzugängliche Wälder und Schluchten und 
lieferte ihm im Teutoburger Walde eine furchtbare Schlacht!). 
Drei der besten Legionen gingen dabei verloren, Varus selbst stürzte 
sich in sein Schwert, und Augustus rief bei der Unglücksbotschaft 
verzweifelt: „Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück!“?) 
Dem jugendlichen Arminius gebührt aber die Ehre, Deutschland 
vom römischen Joche befreit zu haben, und zwar zu einer Zeit, wo 
das römische Reich die größte Macht besaß. 
[Germankkus in Germanien 14—17 n. Chr.] Vergeblich 
bemühte sich jetzt Germanikus, der Sohn des Drusus, in Nord- 
deutschland wieder festen Fuß zu fassen. Er erlangte zwar die ver- 
lorenen Adler zurück und siegte über Arminius 16 n. Chr. bei 
Idisiaviso 3) und am Steinhuder Meer, erlitt aber auf dem 
Rückzuge so große Verluste, daß er von Kaiser Tiberius (14—37) 
abberufen wurde. Dieser hielt die Feldzüge überhaupt für nutzlos und 
glaubte, die Deutschen würden durch eigene Zwietracht zugrunde gehen. 
In dem Triumphzuge des Germanlkkus erschienen des Arminius Ge- 
mahlin Thusnelda und ihr in der Gefangenschaft geborener Sohn 
Thumellkus, die beide in der Krechtschaft starben. 
[Arminius und Marbod 19 n. Chr.] In der Tat geriet der 
norddeutsche Bund des Arminius sehr bald mit einem süddeutschen 
Bunde, der von Marbod aus den suebischen Markomannen (d. h. 
Grenzmänner) gebildet worden war, in Streit. König Marbod hatte 
schon die celtischen Bojer in Böhmen teils unterworfen, teils aus ihren 
Sitzen verjagt und suchte jetzt seine Macht auch nach Norddeutschland 
zu verbreiten. Hierbei kam es zwischen ihm und Arminius 19 n. Chr. 
an der Saale, dem linken Nebenflusse der Elbe, zu einer großen, 
wenn auch unentschiedenen Schlacht. Marbod zog nach Böhmen 
zurück und flüchtete bald darauf, durch innern Abfall geschwächt, zu 
den Römern, bei denen er noch achtzehn Jahre das Gnadenbrot aß. 
  
1) Die Lage des Schlachtfeldes ist unsicher. Mommsen sucht sie eher in 
der Gegend von Venne Ifenne] an der Huntequelle, als im Osning; er nimmt 
an, Varus sei vom Sommerlager bei Minden nach Osnabrück marschiert und 
hierbei überfallen worden. — Der frühern Ansicht über den Schlachtort ent- 
sprechend, ist in der Nähe von Detmold das große Arminius-Denkmal er- 
richtet und 1875 im Beisein des Kaisers Wilhelm I. enthüllt worden. 
2) Quintili Vare, redde legiones! 
:) Oberhalb der westfälischen Pforte, vielleicht westlich von Rinteln.
	        
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