Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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10 Die Westgoten. 
Christentum bekehrt worden wart), suchte unter König Frithlgern 
Schutz bei dem römischen Kaiser Valens. Dieser wies den Goten 
in Mösien Wohnsitze an, geriet aber infolge der Habgier und Un- 
besonnenheit seiner Statthalter, welche die ausbedungenen Lebensmittel 
unterschlugen und die Führer der Goten zu töten versuchten, in einen 
furchtbaren Krieg mit ihnen; er wurde 378 in der Schlacht bei Adria- 
nopel vollständig geschlagen und verlor sein Leben. Dagegen gelang 
es seinem Nachfolger Theodoslus dem Großen (378—395), die 
Goten zu beruhigen; er überließ ihnen den vollen Besitz von Thrazien 
und erkannte sie als seine Bundesgenossen (foederati) an, wogegen 
sie ihm Heeresdienste leisten sollten. 
[Die Westgoten dringen unter Alärich in Italien ein.) 
Theodosius vererbte das römische Reich auf seine beiden noch sehr 
jugendlichen Söhne, den Osten auf Arkadlus, den Westen auf 
Honorlus. Als Arkadius die ausbedungenen Jahrgelder den West- 
goten wieder vorenthielt, erhoben diese den klugen und kühnen Alärich 
zu ihrem Könige und brachen, um ihren Ansprüchen Geltung zu ver- 
schaffen, in den Peloponnes ein. Jetzt schlug sich Stillicho, ein Vandale 
von Geburt und Minister des Honorius, ins Mittel und schloß mit 
Alarich einen Vertrag, infolge dessen den Westgoten die Landschaft 
Illyrlen angewiesen werden sollte. Als sich die Ausführung dieser 
Absicht verzögerte, drang Alarich sofort nach Italien vor, wurde aber 
bei Pollentla und Veröna zurückgeworfen. Trotzdem blieb Stilicho, 
da er von einer andern Seite her bedrängt wurde, im Einverständnis 
mit ihm. Im Jahre 405 machten nämlich große Scharen von Van- 
dalen, Alanen, Sueben und anderen germanischen Völkern unter 
Führung des Goten Radagäis einen verheerenden Einfall nach Italien. 
Um sich ihrer zu erwehren, rief Stilicho sämtliche Legionen des Reiches 
herbei, und es gelang ihm auch, die Barbaren bei Fäsülä (unweit 
von Florenz) einzuschließen und vollends zu vernichten. Wenige Jahre 
später aber traf ihn selbst — den Retter Italiens — ein herbes 
Geschick; er wurde bei Honorius als Landesverräter verdächtigt und 
samt seinem Sohne, dem er den Kaiserthron von Konstantinopel ver- 
  
1) Wulfila stammte aus einer kleinasiatischen Familie, die kriegsgefangen 
nach Dacien verpflanzt war. Er erfand die gotische Schrift aus dem griechischen 
Alphabet unter Benutzung der Runen und übersetzte die Bibel ins Gotische; Bruch- 
stücke hiervon sind in der silbernen Handschrift (Codex argentöus) in Upsala noch 
vorhanden.
	        
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