Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Heinrich I. 919—936. 35 
Giselbert von Lothringen, der unter Konrads I. Regierung sogar zu 
den Westfranken abgefallen war, wurde mit Waffengewalt unterworfen 
und schloß sich dem OÖstreiche wieder an. Somit einigte Heinrich I. 
alle deutschen Stämme zu einem freilich lockern Bunde, und insofern 
kann er als Wiederhersteller und eigentlicher Begründer des deutschen 
Reiches angesehen werden. 
[Burgen. Reiterheer.] Für sein Herzogtum Sachsen traf 
Heinrich I. zwei wichtige Vorkehrungen, die auch dem Reiche zugute 
kommen sollten. Er schloß nämlich gegen eine Tributzahlung mit den 
Magyaren einen neunjährigen Waffenstillstand und benutzte diese 
Zeit der Ruhe: 1. zur Anlegung von Burgen (wie sie schon im 
ganzen Westen Europas als Grenzbefestigungen gebraucht wurden), 
um den Bewohnern seines städtelosen Landes bei feindlichen Einfällen 
eine sichere Zuflucht zu gewähren. Er bestimmte, daß immer der 
neunte Mann der zum Kriegsdienste verpflichteten Grundbesitzer 
(milites agrarü) in die Burg ziehen mußte, während die übrigen 
acht den dritten Teil aller Feldfrüchte dorthin zu schaffen hatten. Da 
der König auch Märkte und Gerichte in die Burgen verlegte, so 
entwickelten sich aus ihnen allmählich Städte, voran Quedlinburg, 
Merseburg, Magdeburg, Goslar. 2. bildete Heinrich ein besseres 
Reiterheer aus, das durch beständige Ubung an geschlossene Be- 
wegungen gewöhnt wurde, um den berittenen Magyaren gewachsen 
zu sein. Auch in Sachsen trat nun an die Stelle des bäuerlichen 
Volksheeres die Lehnsreiterei, aus der sich die spätere Ritterschaft 
wmilites) entwickelte 7. 
[Heinrichs I. Kriege. Alle Kriege, die Heinrich führte, be- 
zweckten die Sicherung der Ost= und Nordgrenze: 
1. Der Krieg gegen die Slawen 928. Zur Ubung seiner 
neuen Truppen zog der König 928 gegen die Heveller und erstürmte 
ihre Hauptstadt Brennaburg (Brandenburg an der Havel); darauf 
unterwarf er das Land zwischen Elbe und Oder und legte die Burg 
Meißen an. Auch die Tschechen in Böhmen zwang er zur An- 
erkennung seiner Lehnshoheit. 
2. Der Krieg gegen die Magyaren 933. Nach Ablauf des 
  
1) Der verbesserte Dien st zu Roß war zuerst im Kampfe gegen die Araber 
aufgekommen, also in Sizilien, Sardinien, Unteritalien und Südfrankreich. Reiterei 
haben ja die Germanen immer gehabt, wie aus Cäsar und Taciius hervorgeht; 
aber sie taugte bis auf Heinrich I. nicht viel. 
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