Otto I. der Große 936—973. 37
freiung von der Herzogsgewalt; dafür verlangte er aber von ihnen
die Aufbringung großer Geldmittel und die Stellung von Vasallen,
so daß seine Einnahmen beträchtlich wuchsen. Da er überdies nur
die tüchtigsten Männer zu Bischöfen erhob, so waren sie lange Zeit
die festeste Stütze des Reiches.
[Ottos Kriege im Osten und Norden.] Während dieser
inneren Kämpfe hatten schon blutige Kriege an der Ost= und Nord-
grenze des Reiches begonnen, und zwar
1. die Kriege gegen die Slawen. Die Slawen jenseits der
Elbe und Saale, die abgefallen waren, wurden wieder bis zur Oder
unterworfen und durch die Bistümer Havelberg, Brandenburg, Zeitz,
Meißen, Merseburg und das später (968) gegründete Erzbistum
Magdeburg wenigstens teilweise christianisiert. Um die Sicherung
dieser Gebiete erwarben sich die Markgrafen Hermann Billung
(an der untern Elbe) und Gero (an der mittlern Elbe) große
Verdienste. — Böhmen wurde aufs neue unterworfen und in
Prag ein Bischofssitz errichtet; selbst die Polen, deren Herzog
das Bistum Posen stiftete, huldigten Otto dem Großen. Auch
in Dänemark begann unter deutschem Einflusse die Verbreitung
des Christentums.
2. Der Krieg gegen die Magyaren 955. Die Magyaren be-
nutzten die neue Empörung der Herzöge zu Einfällen in deutsches Gebiet.
Wieder waren es die nächsten Verwandten, Konrad von Lothringen
und Ludolf von Schwaben, die sich aus persönlichen Gründen gegen
Otto erhoben hatten; sie wurden aber nach einem zweijährigen Kampfe
niedergeworfen und machten ihr Vergehen bald wieder gut. Denn
Konrad unterstützte den König 955 in der großen Ungarschlacht auf
dem Lechfelde bei Augsburg und fand einen rühmlichen Tod; die
Magyaren unterließen jetzt für immer ihre Raubzüge, wurden seßhaft und
nahmen unter ihrem Könige Stephan dem Heiligen (um 1000) das
Christentum an. Ludolf starb (957) in Italien, wo er für Otto
manchen Sieg erfochten hatte.
[Ottos I. Kriege in Italien. Bérengar. Kaiserkrön ung
962.] Otto machte drei sogenannte Römerzüge, d. h. er zog dreimal
nach Italien. Hier herrschten ähnliche Verhältnisse wie in Deutschland;
die Zahl der Freien verringerte sich immer mehr, während das Lehns-
wesen immer weiter um sich griff; nur in den Städten lebte von alters
ber ein Kern freier Leute fort, die noch Wohlstand und Geistesbildung
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