38 Otto II. 973—983.
besaßen. Und wie die deutschen Herzöge, so widerstrebten auch hier
die mächtigen Vasallen jedem Versuche, das Land unter der starken
Hand eines Königs zu einigen.
Im Jahre 950 hatte nun der Markgraf Bérengar (II.) von
Ivrêöa die italienische Königskrone angenommen, machte sich aber durch
seine Habgier und Gewalttätigkeit bald verhaßt. Als er daher die
Witwe des verstorbenen Königs, Adelheid, zur Ehe mit seinem Sohne
Adalbert zu nötigen suchte und sie durch Mißhandlungen zur heim-
lichen Flucht auf die Burg Kanossa (südlich von Parma) zwang.
wandte sich Adelheid an den deutschen König um Hilfe. Otto ergriff
sofort die Gelegenheit, sich in Italien die Stellung zu verschaffen, die
einst Karl der Große eingenommen hatte. Er ging (951) mit Heeres-
macht über die Alpen, vermählte sich mit Adelheid und nannte sich
König der Langobarden. Aber erst auf dem zweiten Zuge, 962,
empfing er zu Rom die Kaiserkrone, die seitdem nur deutsche
Könige, und zwar nur durch den Papst erhielten. Damit
waren Deutschland und Italien zum „heiligen römischen
Reiche deutscher Nation" verbunden, eine Vereinigung, die für
die Bildung, Gesittung und geschichtliche Größe des deutschen Volkes
die wohltätigsten Folgen hatte, aber infolge der großen Verluste an
Menschen und Vermögen auf den vielen Römerzügen auch die Quelle
von unsäglichem Leid wurde. Bérengar, der nach dem ersten Römer-
zuge Italien als Lehen empfangen, aber sich bald wieder empört hatte,
wurde (964) unterworfen und nach Bamberg in die Verbannung ge-
schickt. Aber auch der Papst, der Otto den Großen gekrönt hatte,
zeigte sich zweideutig und wurde auf einer Synode in Gegenwart des
Kaisers seiner hohen Würde für verlustig erklärt; zugleich mußten das
römische Volk und die Geistlichkeit schwören, künftig keinen Papst ohne
des Kaisers Zustimmung zu wählen. — Auf dem dritten Römerzuge
ließ Otto seinen gleichnamigen Sohn zum Kaiser krönen und setzte 972
dessen Vermählung mit Theophäno, einer Prinzessin des griechischen
Kaiserhauses, durch.
Otto II. 973—983. Heinrich der Zänker.] Otto II., klug
und kühn, aber leidenschaftlich, gelangte mit 18 Jahren zur Regierung.
Eine Empörung, die von seinem Vetter Heinrich dem Zänker (dem
Sohne Heinrichs, des Bruders von Otto I.) ausging, schlug er mit
Entschlossenheit nieder; er entzog ihm das Herzogtum Bayern und
trennte Kärnten als ein neues Herzogtum davon ab.