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daß er sogar das alte römische Kaisertum mit allen seinen äußeren
und inneren Einrichtungen wiederherstellte, doch so, daß er im engsten
Bunde mit dem Papste Silvester II. (Gerbert) als dem zweiten
Oberhaupte der abendländischen Christenheit das Regiment führte. Als
er dann für das Jahr 1000 mit den meisten anderen Menschen den
Untergang der Welt erwartete, verbrachte er viele Monate mit Beten,
Fasten und Wallfahrten; so besuchte er das Grab seines Freundes,
des Bischofs Adalbert von Prag, der unter den heidnischen Preußen
(997) den Märtyrertod gefunden hatte und in Gnesen beigesetzt
worden war. Hier errichtete er damals in Verbindung mit dem Polen-
herzoge Boleslaw ein Erzbistum, dem die Bistümer Breslau, Krakan
und Kolberg unterstellt wurden; damit schied aber Polen leider aus
dem Sprengel des Magdeburger Erzbischofs aus und ging damit dem
Deutschtum für immer verloren.
Heinrich II. der Heilige 1002—1024. [Bamberg.] Heinrich II.,
der Sohn Heinrichs des Zänkers, war der letzte Sproß des sächsischen
Königshauses; seinen Beinamen 1) verdankt er der Gründung des
Bistums Bamberg (Babenberg), das für die Germanisierung der
angrenzenden Slawenländer viel Gutes getan hat.
[Kriegerische Regierung.] Im übrigen war die Regierung
Heinrichs II. von Kriegen erfüllt. Aber in rastloser Tätigkeit brachte
er es zuletzt doch dahin, daß er in Deutschland und Italien wieder
etwa die Machtstellung einnahm, die Otto I. besessen hatte.
Rückblick. Im allgemeinen hatte die Zeit der Sachsen-
könige oder Ottonen, wie man sie auch nennt, etwa folgende
Ergebnisse:
1. Nach außen war das Ansehen des deutschen Reiches bedeutend
gewachsen; denn der deutsche König trug zugleich die römische
Kaiserkrone, die ihm die vorherrschende Stellung im ganzen Abend-
lande, auch den Päpsten gegenüber, verlieh. 2. Im Innern stärkte
sich das Nationalgefühl; denn damals kam zuerst die Bezeichnung
„Deutsche“ (Volksgenossen) als Gesamtname des Volkes auf. Die
nach Unabhängigkeit strebenden weltlichen Fürsten wurden durch den
festen Anschluß der geistlichen an die Krone im Zaume gehalten.
3. Die Kultur der Deutschen wurde durch den Verkehr mit Italien
in jeder Weise gefördert, und schon traten die ersten Geschicht-
1) Heinrich II. wurde erst 1145 heilig gesprochen.