Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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40 Heinrich II. der Heilige 1002—1024. 
daß er sogar das alte römische Kaisertum mit allen seinen äußeren 
und inneren Einrichtungen wiederherstellte, doch so, daß er im engsten 
Bunde mit dem Papste Silvester II. (Gerbert) als dem zweiten 
Oberhaupte der abendländischen Christenheit das Regiment führte. Als 
er dann für das Jahr 1000 mit den meisten anderen Menschen den 
Untergang der Welt erwartete, verbrachte er viele Monate mit Beten, 
Fasten und Wallfahrten; so besuchte er das Grab seines Freundes, 
des Bischofs Adalbert von Prag, der unter den heidnischen Preußen 
(997) den Märtyrertod gefunden hatte und in Gnesen beigesetzt 
worden war. Hier errichtete er damals in Verbindung mit dem Polen- 
herzoge Boleslaw ein Erzbistum, dem die Bistümer Breslau, Krakan 
und Kolberg unterstellt wurden; damit schied aber Polen leider aus 
dem Sprengel des Magdeburger Erzbischofs aus und ging damit dem 
Deutschtum für immer verloren. 
Heinrich II. der Heilige 1002—1024. [Bamberg.] Heinrich II., 
der Sohn Heinrichs des Zänkers, war der letzte Sproß des sächsischen 
Königshauses; seinen Beinamen 1) verdankt er der Gründung des 
Bistums Bamberg (Babenberg), das für die Germanisierung der 
angrenzenden Slawenländer viel Gutes getan hat. 
[Kriegerische Regierung.] Im übrigen war die Regierung 
Heinrichs II. von Kriegen erfüllt. Aber in rastloser Tätigkeit brachte 
er es zuletzt doch dahin, daß er in Deutschland und Italien wieder 
etwa die Machtstellung einnahm, die Otto I. besessen hatte. 
Rückblick. Im allgemeinen hatte die Zeit der Sachsen- 
könige oder Ottonen, wie man sie auch nennt, etwa folgende 
Ergebnisse: 
1. Nach außen war das Ansehen des deutschen Reiches bedeutend 
gewachsen; denn der deutsche König trug zugleich die römische 
Kaiserkrone, die ihm die vorherrschende Stellung im ganzen Abend- 
lande, auch den Päpsten gegenüber, verlieh. 2. Im Innern stärkte 
sich das Nationalgefühl; denn damals kam zuerst die Bezeichnung 
„Deutsche“ (Volksgenossen) als Gesamtname des Volkes auf. Die 
nach Unabhängigkeit strebenden weltlichen Fürsten wurden durch den 
festen Anschluß der geistlichen an die Krone im Zaume gehalten. 
3. Die Kultur der Deutschen wurde durch den Verkehr mit Italien 
in jeder Weise gefördert, und schon traten die ersten Geschicht- 
  
1) Heinrich II. wurde erst 1145 heilig gesprochen.
	        
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