Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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46 Heinrich IV. 1056—1106. 
[Kämpfe mit den Gegenkönigen. Ende Gregors VII.) 
Die meisten Fürsten hielten aber ihre Treue gegen Heinrich IV. auch 
jetzt nicht, sondern stellten seinen Schwager, den Herzog Rudolf von 
Schwaben (1077—1080), als Gegenkönig auf und riefen dadurch 
einen langwierigen und greuelvollen Bürgerkrieg hervor. In diesem 
hielten nur noch die Städte, der Böhmenherzog und Friedrich 
von Büren, der Stammvater der Hohenstaufen, der das Herzogtum 
Schwaben erhalten hatte, zum König. Rudolf wurde dagegen auch 
vom Papste anerkannt und blieb bis zu seinem Tode bei Hohen- 
mölsen (an der Elster) siegreich; trotzdem verlor Heinrich den Mut 
nicht und setzte den Kampf um die Krone auch gegen den zweiten, be- 
deutungsloseren Gegenkönig, den Luxemburger Grafen Hermann von 
Salm, fort (1081—1088). Im Jahre 1081 unternahm er sogar 
einen Römerzug, gewann Rom nach langer Belagerung und schloß 
Gregor VII. in der Engelsburg 1) ein. Nachdem er aber von einem 
auf seine Veranlassung gewählten Gegenpapste die Kaiserkrone empfangen 
hatte, ging er nach Deutschland zurück; denn schon erschienen die Nor- 
mannen unter ihrem Herzoge Robert Guiskard (d. h. der Schlaue) 
mit großer Heeresmacht vor Rom, nahmen die Stadt und befreiten 
den Papst. Dieser starb bald darauf 1085 in Salerno, wohin er 
sich seiner Sicherheit wegen begeben hatte; seine letzten Worte waren: 
„Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Unbilligkeit gehaßt; darum 
sterbe ich in der Verbannung“?). Die folgenden Päpste setzten den 
Kampf gegen das Kaisertum fort und hielten auch den Bannfluch 
gegen Heinrich aufrecht. 
[Heinrichs Kampf gegen die Söhne.] Unter solchen Um- 
ständen ging Heinrich zum dritten Male nach Italien, kämpfte aber 
(1090—1097) mit wenig Glück gegen Papst Urban II. und die Mark- 
gräfin Mathilde, denen sich Heinrichs eigener, noch unerfahrener Sohn 
Konrad anschloß. Nicht lange nach dem Tode dieses ältesten, übrigens 
machtlosen Sohnes (1101) empörte sich in Deutschland auch der zweite 
Sohn, der spätere Kaiser Heinrich V., und nahm sogar den Vater 
in tückischer Weise gefangen. Zur Abdankung gezwungen und vor den 
Verfolgungen des Sohnes nicht sicher, flüchtete der alte Kaiser zu 
  
1) So genannt nach dem Engel, der auf der Spitze dieses päpstlichen Ge- 
bäudes angebracht ist. Letzteres ist die frühere moles Hadriani, d. h. das Grabmal 
des Kaisers Hadrian und seiner Nachfolger. 
2) Vgl. Psalm 45, 8 und Hebr. 1, 9.
	        
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