Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Friedrich I. Barbarossa 1152—1190. 53 
Böhmen zum König. Die Friedensstörer wurden hart bestraft, 
schwebende Streitigkeiten mit Gerechtigkeit beigelegt. 
[Friedrichs Römerzüge.] Inzwischen hatte Friedrich schon die 
wichtigste Aufgabe seines Lebens begonnen, das fast erloschene kaiser- 
liche Ansehen in Italien zur Geltung zu bringen. In der Lom- 
bardei (d. i. Oberitalien, das alte Land der Langobarden) waren 
nämlich die Städte durch den neu aufgekommenen Handel mit dem 
Morgenlande überaus reich und politisch so gut wie selbständig ge- 
worden; denn sie hatten den Bischöfen und weltlichen Großen alle 
Hoheitsrechte, wie Heer= und Gerichtswesen, Zoll und Münze, ab- 
gekauft und stellten an ihre Spitze selbstgewählte Konsuln. Da aber 
die Städte aus Eifersucht in Streit untereinander lebten und das 
mächtige Mailand z. B. die kleine Stadt Lodi zerstörte, sehnten sich 
viele Gemeinden nach Wiederherstellung der kaiserlichen Macht in 
Italien. Auch in Rom wußte man nichts mehr von der deutschen 
Herrschaft, und der Papst war vor dem Reformprediger Arnold von 
Brescia Hbréschal, der gegen jeden weltlichen Besitz der Kirche mit 
Erfolg geeifert und die altrömische Republik mit Senat und Konsuln 
aufgerichtet hatte, aus der Stadt geflüchtet. 
Auf dem ersten Römerzuge erhielt Friedrich I. die lombar- 
dische Krone, schob aber einen Angriff gegen Mailand seiner ge- 
ringen Streitkräfte wegen noch auf. Dann eilte er dem Papste zu 
Hilfe, erklärte sich gegen Arnold von Brescia, der gehenkt und 
verbrannt wurde, und ließ sich die Kaiserkrone aufssetzen. 
Den zweiten Römerzug veranlaßte der Trotz Mailands, das 
einen lombardischen Städtebund gegen Friedrich gegründet hatte. Der 
Kaiser zwang die Stadt zur Ergebung und demütigen Abbitte und 
berief dann auf der ronkalischen Ebene bei Piacenza spiatschénzal 
einen glänzenden Reichstag, auf dem er die Hoheitsrechte des Kaisers, 
die sogenannten Regalien, ganz nach dem Muster des altrömischen 
Kaiserrechts feststellen ließ. Danach erhielt der Kaiser z. B. alle 
städtischen Einkünfte und das Recht, die Konsuln zu ernennen und 
Podestaät) oder Reichsvögte einzusetzen. Diesen Beschlüssen wider- 
strebte vor allem wieder Mailand, aber auch der Papst Alexander III., 
dem die kaiserliche Partei der Kardinäle einen Gegenpapst gegenüber- 
stellte. Friedrich griff daher Mailand aufs neue an und zerstörte 
  
1) Abgeleitet vom latein. potestas.
	        
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