54 Friedrich I. Barbarossa 1152—1190.
die Stadt nach längerer Belagerung 1162 fast gänzlich; die Bewohner
mußten sich in vier Bauerndörfern ansiedeln. Die Anerkennung seines
Papstes vermochte er jedoch nur in Deutschland durchzusetzen, während
sich die übrigen Länder für Alexander III. erklärten.
Alexander vereinigte dann alle Kräfte Italiens zum Widerstande
gegen den Kaiser; er gebot ebenso über die Normannen, seine
Vasallen, wie über die Lombarden, die einen neuen Städtebund
geschlossen, Mailand wieder aufgebaut und eine dem Papste zu Ehren
genannte Bundesfeste, Alessändria, gegründet hatten. Als daher
Friedrich zum fünften Male über die Alpen zog, hatte er einen
schweren Stand. Er legte sich vor Alessändria, konnte aber die
Stadt nicht bezwingen, sondern schloß beim Herannahen eines lom-
bardischen Heeres einen Waffenstillstand mit ihr. Um nun neue
Streitkräfte aus Deutschland zu werben, wandte er sich an Heinrich
den Löwen, mit dem er in Chiavenna kiawennaf nördlich vom
Komer See oder in Partenkirchen (Oberbayern) persönlich zusammen-
traf. Heinrich war nächst dem Kaiser der mächtigste Mann im
Reiche, herrschte in Bayern und Sachsen einem Könige gleich, hatte
Mecklenburg und einen Teil Pommerns unterworfen und verbreitete
in diesen Gebieten Deutschtum und Christentum; seine blühendsten
Städte waren hier Lübeck und Braunschweig. Aber mit den Nachbar-
fürsten lebte er wegen seines herrischen Auftretens in stetem Hader:
das war auch der Grund, weshalb er jetzt das Hilfsgesuch des Kaisers
ablehnte; er glaubte wohl, seine Streitkräfte im Norden zusammen-
halten zu müssen 1). So wagte denn der Kaiser allein 1176 mit
nur 2000 Mann den Angriff auf die bedeutend stärkere Truppen-
macht der Lombarden und erlitt bei Legnano slenjäno] zwischen dem
Lago Maggiore und Mailand eine schwere Niederlage. Er suchte
seitdem seine Gegner zu trennen und dadurch das Ende des Kampfes
herbeizuführen. Er knüpfte durch die deutschen Erzbischöfe mit
Alexander III. Verhandlungen an, die 1177 zu dem Frieden von
Venedig führten; er erkannte hier den Papfst als rechtmäßig an.
Mit den Lombardern einigte er sich dann 1183 zu Kostnitz (Konstanz)
dahin, daß diese ihre früheren Freiheiten wieder erlangten, bei den
1) Heinrich der Löwe hatte nicht gerade Felonie (Lehnsbruch) begangen, da
seit Heinrich V. zu einem Feldzug ein Reichstagsbeschluß eingeholt werden mußte
und ein solcher nicht vorlag; aber seine unfreundliche Gesinnung gegen den Kaiser
war doch offenbar.