Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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58 Friedrich II. 1215—1250. 
aufbringen konnte, stellte sich in den Dienst der Republik Venediglt, 
eroberte die von den Ungarn besetzte Stadt Zara (in Dalmatien) und 
zog dann gegen Konstantinopel. Die Stadt wurde erobert und 
schließlich Graf Balduin von Flandern zum Herrscher des 1204 
errichteten lateinischen Kaiserreiches gewählt. Balduin selbst erhielt 
hierbei ein Viertel des Reiches, während drei Viertel teils an die 
Venetianer, teils an französische Barone verteilt wurden. Die 
vertriebene griechische Kaiserfamilie rettete sich nur ein Bruchstück Klein- 
asiens, das Kaisertum Nicäa; aber von hier aus eroberte schon 1261 
Michael Paläolögus mit Hilfe der auf die Machtentwicklung Venedigs 
eifersüchtigen Genuesen Konstantinopel zurück, so daß das lateinische 
Kaiserreich keinen langen Bestand hatte. 
Friedrich II. 1215—1250. [Stellung zu Innocenz III. 
und Gregor IX.] Wie machtvoll damals die Stellung des Papstes 
war, ersieht man daraus, daß Friedrich II. vor seiner Thronbesteigung 
Innocenz III. versprechen mußte, 1. das sizilische Reich seinem 
minderjährigen Sohne Heinrich abzutreten, um es dadurch von 
Deutschland zu trennen, und 2. sobald als möglich einen Kreuzzug 
zu unternehmen. Der Kaiser war aber entschlossen, seine volle Selb- 
ständigkeit zu wahren; er besaß eine hohe geistige und dichterische 
Begabung und eine vortreffliche Erziehung und Bildung, die ihn weit 
über seine Zeit erhoben. Er ließ trotz des gegebenen Versprechens 
Heinrich zum deutschen Könige krönen und kehrte dann (1220) nach 
Italien zurück, wo er sich immer heimischer als in Deutschland fühlte. 
Da er auch die gelobte Kreuzfahrt öfter hinausschob, belegte ihn 
der greise Papst Gregor IX. mit dem Bannluche. 
Der fünfte Kreuzzug 1228— 1I220. Erwerbung Jerusalems. 
Erst jetzt (1228) unternahm Friedrich II. den Kreuzzug, bei dem 
er mit dem ägyptischen Sultan al Kämel so geschickt zu unterhandeln 
verstand, daß er Jerusalem, Nazareth und Bethlehem erwarb 
und sich in der heiligen Stadt die Krone aufsetzen konnte. Aber 
dieser Erfolg befriedigte die päpstliche Partei keineswegs, weil er von 
einem Gebannten und, wie man Friedrich nannte, einem Ungläubigen 
errungen war. 
[Friede mit Gregor IX.; Friedrichs Erbland.] Nach seiner 
  
1) Das lebenslängliche Oberhaupt der Republik Venedig war ein Doge 
[dödjel (von dux), damals der 90jährige Heinrich Dändolo.
	        
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