Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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62 Der sechste und siebente Kreuzzug. 
Kreuzzüge wurden von Ludwig IX. dem Heiligen von Frankreich 
unternommen, verliefen aber ohne Erfolg. Denn der Angriff auf 
Agypten, die Hauptmacht der Sarazenen, endete 1250 mit der Waffen- 
streckung des französischen Heeres, und der Plan des Königs, 1270 
von Tunis aus gegen Palästina vorzudringen, wurde durch seinen 
Tod vereitelt. 
[Fall Akkons 1291. Die geistlichen Ritterorden.] Im 
Jahre 1291 fiel die Festung Akkon in die Hände der ägyptischen 
Leibwache, der Mameluken, und damit verloren die Christen ihre 
letzte Besitzung im heiligen Lande. An diesem Ausgange vermochten 
auch die drei während der Kreuzzüge entstandenen geistlichen Ritter- 
orden nichts zu ändern. Aus einer Vermischung des Ritterwesens 
mit dem Mönchtum hervorgegangen, machten sich diese Orden den 
Kampf mit den Ungläubigen und die Pflege der Kranken zur 
Lebensaufgabe und legten das Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit 
und des Gehorsams ab. An der Spitze der drei Orden stand je 
ein Groß= oder Hochmeister; es waren folgende: 1. Die Johanniter 
(mit schwarzem Mantel und weißem Kreuze), meist französischer Her- 
kunft, wurden nach ihren späteren Sitzen zu Rhodus und Malta auch 
Rhodiser und Malteser genannt; sie setzten den Kampf gegen den 
Islam fort, und ihre Auflösung erfolgte erst 1798 durch Napoleon I. 
2. Die Templer (mit weißem Mantel und rotem Kreuze), ebenfalls 
meist französischer Herkunft, versanken früh in Wohlleben und wurden 
schon 1312 durch Klemens V. aufgehoben. 3. Die Deutschritter 
(mit weißem Mantel und schwarzem Kreuze) unterwarfen 1230—1283 
die heidnischen Preußen;z ihr Hochmeister siedelte 1309 von Venedig, 
wohin der Orden nach Verlust seiner morgenländischen Besitzungen 
gegangen war, in die prächtige Marienburg an der Nogat über 
(Karte IV). 
Rückblick. I. Der Staat. 
1. Das Streben der hohenstaufischen Kaiser, sich in Italien 
eine Hausmacht zu begründen, um in Deutschland desto mächtiger 
herrschen zu können, war verfehlt; denn gerade ihre Abwesenheit 
benutzten die Fürsten zur Erlangung größerer Selbständigkeit. Der 
König nahm nur noch die äußerliche Stellung eines obersten Lehns-, 
Kriegs= und Gerichtsherrn ein, der in Wahrheit fast alle öffentliche 
Gewalt an die großen Vasallen als Preis ihrer Unterstützung über- 
lassen hatte. Die Hofämter haben auch ihre frühere Bedeutung ein-
	        
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