Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Rudolf von Habsburg 1273—1291. 67 
sie berücksichtigten auch nicht die Erbfolge, sondern wählten Fürsten 
aus verschiedenen Häusern, damit kein Haus zu mächtig würde. 
Andrerseits suchten die auf den Thron berufenen kleineren Fürsten 
ihre Stellung möglichst auszunutzen und sich eine Hausmacht zu 
gründen. 
Nudolf von Habsburg 1273—1291. [Die sieben Kurfürsten. 
Die Habsburger.] Während früher alle Fürsten zur Königswahl 
berechtigt waren, rissen von jetzt an die sieben ersten Fürsten, 
die im Besitze der Erzämter 1) waren, diese Wahl allein an sich. Es 
waren die Erzbischöfe von Mainz, von Trier und von Köln, der 
König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von 
Sachsen 2) und der Markgraf von Brandenburg, also drei geistliche 
und vier weltliche Herren, die fortan Kurfürstens) genannt wurden. 
Diesmal lenkten der Erzbischof Werner von Mainz und Friedrich III. 
von Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg, die Wahl auf den Grafen 
Rudolf von Habsburg, einen frommen und umsichtigen Mann, 
der im Reiche wieder Ordnung schaffen sollte; er stammte aus einem 
angesehenen Hause, das in der Schweiz und im Elsaß begütert war. 
[Die habsburgische Hausmacht 1282.] Während des Inter- 
regnums hatte sich kein deutscher Fürst so viele Reichsgüter angemaßt, 
wie König Ottokar II. von Böhmen. Da er trotz wiederholter 
Ladungen, sich auf einem Reichstage zu rechtfertigen, nicht erschien, 
wurde er geächtet und mit Krieg überzogen. Rudolf rückte vor Wien 
und zwang seinen Gegner (1276) zur Herausgabe von Osterreich, 
Steiermark, Kärnten und Krain. Ein zweiter Feldzug gegen Ottokar, 
der die Demütigung nicht ertragen konnte, endete 1278 mit seiner 
Niederlage und seinem Tode bei Dürnkrut auf dem Marchfelde. 
Vier Jahre später belehnte Rudolf seine Söhne Albrecht und Rudolf 
mit Österreich, Steiermark und Krain und legte so den Grund 
zur habsburgischen Hausmacht. Kärnten erhielt Albrechts Schwieger- 
vater, der Graf Meinhard von Tirol; Böhmen blieb bei Ottokars 
Sohne Wenzel. 
  
1) Die Erzämter sind die früheren Hofämter; die drei Erzbischöfe 
waren z. B. die Erzkanzler von Deutschland, Burgund und Italien. 
2) Infolge von Erbteilung gab es seit etwa 1260 zwei Herzogtümer Sachsen 
(Wittenberg und Lauenburg); der Streit zwischen ihnen, wer die Kurwürde 
haben solle, wurde erst 1356 durch die goldene Bulle für Wittenberg entschieden. 
:) Von küren = wählen. 
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