Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Heinrich VII. 1308—1313. Ludwig von Oberbayern. 69 
nennt diese Zeit (1305—1377) das babylonische Exil der Kirche. 
Seitdem nahm die Weltherrschaft der Hierarchie!) ein Ende. 
[Böhmen.] Albrechts Bemühungen um Vergrößerung seiner 
Hausmacht waren sowohl in Thüringen, als auch in Holland 
erfolglos. Nur Böhmen, wo der Mannesstamm Ottokars ausgestorben 
war, erwarb er auf kurze Zeit für seinen Sohn Rudolf; nach dessen 
Tode kam aber das Land an den Herzog Heinrich von Kärnten. 
Bald darauf wurde Albrecht durch seinen Neffen Johann, genannt 
Parricida, dem er das Erbe zu übergeben zögerte, angesichts der 
Habsburg in der Schweiz ermordet. 
Heinrich VII. 1308—1313. (Böhmen wird luxemburgische 
Hausmacht.] Heinrich, Graf von Luxemburg, ein edler Fürst, 
war in Frankreich erzogen und ritterlich gebildet, aber zu kraftlos. 
Eine Hausmacht fiel ihm fast von selbst zu, denn die Böhmen, über 
ihren eigenmächtigen König Heinrich von Kärnten erbittert, verdrängten 
diesen und machten Heinrichs VII. Sohn Johann, der mit Ottokars II. 
Enkelin Elisabeth vermählt wurde, zu ihrem Herrscher. Durch diese 
Erwerbung wurden die Luxemburger Nachbarn der Habsburger, 
und der Schwerpunkt der deutschen Geschichte rückte daher nach dem 
Osten des Reiches. 
[Römerzug.] Heinrich VII. war seit Friedrich II. der erste 
deutsche König, der sich wieder die Kaiserkrone holte; er erhielt sie durch 
einen päpstlichen Bevollmächtigten in Rom. Von den Ghibellinen, 
unter denen sich der große florentinische Dichter Dante befand, überall 
aufs freudigste begrüßt, vermochte er doch gegen die guelfische Partei 
nicht viel auszurichten; im Begriff, Neapel anzugreifen, starb er 
plötzlich bei Siena Pßisnaf, wie man glaubte, an Gift. 
In Deutschland rief sein Tod Verwirrung hervor; denn die 
luxemburgische Partei?) wählte den Wittelsbacher 
Ludwig von Oberbayern (1314—1347), die habsburgische 
dagegen . 
Friedsich den Schönen von Osterreich (1314—1330). [Bürger- 
krieg. Die Schweizer.] Durch diese Doppelwahl wurde Deutschland 
in einen zehnjährigen Bürgerkrieg gestürzt, der besonders im Süden 
  
1) Hierarchie = geistliche Herrschaft, vom griech. hiörôs heilig und archein 
herrschen. 
2") Heinrichs VII. Sohn Johann von Böhmen wurde bei der Wahl 
übergangen, weil er noch zu jung und zu unruhig und abenteuerlich war. 
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