76 Albrecht II. 1438—1439.
hafte Johann Ziskat) und nach seinem (1424 eingetretenen) Tode
der große und der kleine Prokop. Alle fünf Kreuzheere, die
das Reich gegen die Tschechen aufstellte, wurden zersprengt, eines 1422
bei Deutsch-Brod, ein anderes 1426 bei Aussig, das letzte 1431
bei Taus; ja die Sieger unternahmen mehrere Verwüstungszüge nach
Schlesien, Lausitz, Sachsen, Brandenburg, Bayern, Osterreich und
Ungarn. Der gänzliche Mangel einer einheitlichen Kriegsverfassung
im Reiche rächte sich schon damals furchtbar.
[Das Konzil zu Basel 1431—1449.] Da alle gewaltsamen
Maßregeln gegen die Hussiten vergeblich waren, ließ sich das Baseler
Konzil (1431—1449) endlich zu Unterhandlungen herbei. Aber es ge-
lang ihm nur, die Kalixtiner, d. i. die gemäßigte Partei der Tschechen,
durch Gewährung des Laienkelches zu beruhigen, während die über-
eifrigen Taboriten?), die Volksherrschaft und Gütergemeinschaft an-
strebten, im Kriege verharrten. Nachdem jedoch die Kalixtiner den
Taboriten 1434 bei Böhmisch-Brod eine entscheidende Niederlage
beigebracht hatten (hierbei fielen die beiden Prokop), wurde auch
Sigismund, der ein Jahr zuvor in Rom die Kaiserkrone empfangen
hatte, 1436 von den Böhmen als König anerkannt.
[Vereinigung der luxemburgischen Hausmacht mit der
habsburgischen 1437.] Sigismund war der letzte luxemburgische
Kaiser. Da er keinen Sohn hatte, gelangte seine Hausmacht Böhmen
und Ungarn (wo er als Gemahl Marias, der Erbin Ludwigs des
Großen, herrschte) 1437 an seinen Schwiegersohn, den Habsburger
Albrecht von Osterreich, der 1438 auch zum deutschen Kaiser ge-
wählt wurde. Seitdem blieb die deutsche Kaiserkrone bei den Habs-
burgern in männlicher Linie bis 1740, in weiblicher Linie (Haus
Habsburg-Lothringen) bis zum Ende des Reiches 1806.
6. Die Beit der habsburgischen Kaiser, zunächst von 1436—1519.
Ausgang des Mittelalters.
Albrecht II. 1438—1439. Albrecht vermochte seine großen Pläne
in bezug auf eine Reform des deutschen Reiches nicht zur Ausführung
zu bringen; denn er starb schon 1439 auf dem Heimzuge von einem
1) Eigentlich Edler von Trocnow fstrozno] (= Trautenau), genannt Ziska,
d. i. der Einäugige.
2) Die Kalixtiner führten ihren Namen nach dem latein. calix Kelch, die
Taboriten nach ihrer Bergfeste Tabor in Böhmen.